Daniel 8
handelt vom Ablauf der Weltreiche. Der Schwerpunkt in diesem Kapitel liegt auf der
mittelalterlichen Verfolgermacht und dem anschließenden Gericht Gottes.
Daniel 8,1-4
Im dritten Jahr der Herrschaft des Königs Belsazar erschien mir, Daniel, ein Gesicht [hebr. = cha'zon], nach jenem, das mir zuerst erschienen war. Ich hatte ein Gesicht [hebr. = cha'zon], und während meines Gesichtes [hebr. = cha'zon] war ich in der Festung Susa im Lande Elam, am Fluß Ulai. Und ich hob meine Augen auf und sah, und siehe, ein Widder stand vor dem Fluß, der hatte zwei Hörner, doch eins höher als das andere, und das höhere war später hervorgewachsen. Ich sah, daß der Widder mit den Hörnern stieß nach Westen, nach Norden und nach Süden. Und kein Tier konnte vor ihm bestehen und vor seiner Gewalt errettet werden, sondern er tat, was er wollte, und wurde groß.
Das dritte Jahr der Herrschaft Belsazars müsste das Jahr 550 v. Chr. gewesen sein. In dieser Vision sah Daniel einen Widder. Die Deutung dieses Widders ist dabei sehr einfach, da der Engel selbst die Erklärung dazu gibt:
Daniel 8,20 Der Widder mit den beiden Hörnern, den du gesehen hast, bedeutet die Könige von Medien und Persien.
Interessant an dieser Stelle ist, dass obwohl Daniel noch unter babylonischer Herrschaft lebte, diese Vision nicht wie in Daniel 2 und Daniel 7 mit dem Reich Babylon beginnt, sondern mit Medo-Persien. Dies deutet schon an, dass der Schwerpunkt in diesem Kapitel nicht auf dem Ablauf der Weltreiche liegt.
Die Meder und Perser waren verwandte Völker, die die Hochebene des heutigen Iran besetzten. Die Meder im Norden und die Perser im Süden. Dabei waren die Meder das mächtigere der beiden Völker. Die Königshäuser verbanden sich durch Heiratsdiplomatie miteinander. Aber unter dem Perserkönig Kyros wandte sich das Blatt. Er eroberte Medien und verleibte es seinem Königreich ein. Daher der Name Medo-Persien. Dieses Doppelreich wird durch den Widder versinnbildlicht, bei dem ein Horn höher als das andere ist. In Daniel 7,5 wird dieses Reich durch den einseitig aufgerichteten Bären dargestellt.
Bei den Stößen, die der Widder austeilt, handelt es sich um Eroberungsfeldzüge. Die Kriege wurden im Norden, Westen und Süden geführt:
Daniel 8,5
Und indem ich darauf achthatte, siehe, da kam ein Ziegenbock vom Westen her über die ganze Erde, ohne den Boden zu berühren, und der Bock hatte ein ansehnliches Horn zwischen seinen Augen.
Auch was den Ziegenbock anbelangt, gibt uns der Engel eine eindeutige Erklärung:
Daniel 8,21 Der Ziegenbock aber ist der König von Griechenland. Das große Horn zwischen seinen Augen ist der erste König.
Der Ziegenbock symbolisiert folglich das griechische Reich und das große Horn der erste König: Alexander der Große.
Daniel 8,6.7
Und er kam bis zu dem Widder, der zwei Hörner hatte, den ich vor dem Fluß stehen sah, und er lief in gewaltigem Zorn auf ihn zu. Und ich sah, daß er nahe an den Widder herankam, und voller Grimm stieß er den Widder und zerbrach ihm seine beiden Hörner ...
Das griechische Reich löste das medo-persische Reich ab, indem Alexander der Große mit nur 15.000 Mann in wenigen Jahren die Perser schlug. Sein siegreiches Heer marschierte bis zum Indus im Nordwesten Indiens, bevor es zurückkehrte. Die Geschwindigkeit der griechischen Eroberungen wird durch das Bild des Ziegenbocks verdeutlicht, der vom Westen her - scheinbar ohne den Boden zu berühren (Daniel 8,5) - über die Erde stürmt. Die endgültige Niederlage der Perser geschah unter ihrem letzten König Darius III.
Empfehlung
Daniel 8,8
Und der Ziegenbock wurde sehr groß. Und als er am stärksten geworden war, zerbrach das große Horn, und es wuchsen an seiner Stelle vier andere Hörner nach den vier Winden des Himmels.
Alexander der Große konnte die Früchte seiner Eroberungen nicht genießen. Er starb im Jahre 323 v. Chr. im Alter von nur 33 Jahren auf dem Rückweg von Indien nach Griechenland in Babylon. Alexander befand sich zu diesem Zeitpunkt auf dem Höhepunkt seiner Macht.
Alexanders Reich fiel an seine Generäle (vgl. Daniel 8,22), die einander zwei Jahrzehnte lang erbittert bekämpften. Bis zum Jahr 301 v.Chr. gingen aus dem politischen Chaos nach Alexanders Tod vier Königreiche hervor:
Diese vier Reiche, die auch Diadochenreiche genannt werden, sind in Daniel 7,6 durch die vier Köpfe des Panthers symbolisiert.
Daniel 8,9.10
Und aus einem von ihnen wuchs ein kleines Horn; das wurde sehr groß nach Süden, nach Osten und nach dem herrlichen Land hin. Und es wuchs bis an das Heer des Himmels und warf einige von dem Heer und von den Sternen zur Erde und zertrat sie.
An dieser Stelle kommt nun eine dritte Macht ins Spiel. Für diese Macht gibt es in der Regel zwei Auslegungen. Entweder sehen Ausleger in dem kleinen Horn den syrischen König Antiochos Epiphanes (= der Berühmte) oder sie sehen darin Rom mit seinen verschiedenen Ausprägungen. Welche Auslegung die richtige ist, entscheidet sich an folgender Frage:
Bezieht sich das "aus einem von ihnen" auf die vier Hörner oder auf die vier Winde?
Aufgrund der hebräischen Grammatik (siehe Exkurs) entsteht diese Macht eindeutig aus einem der vier Winde.
Exkurs:
Hinweis: Man könnte nun einwenden, dass ein Horn immer nur aus einem Tier entstehen kann. In Sacharja 2,1.2 wird uns aber geschildert, dass ein Horn in der Prophetie ganz allgemein für eine politische Macht steht und nicht unbedingt ein Tier zum Entstehen benötigt.
Wir wissen nun, dass das kleinen Horn aus einem der vier Himmelsrichtungen (Winde) kommt, dass es eine politische Macht ist und dass es sich nach Süden, nach Osten und nach dem herrlichen Land hin ausdehnt. Von daher können wir mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass es sich bei dem kleinen Horn um Rom handeln muss. Auch die Geschichte bestätigt diese Auslegung, da das griechische Reich durch das heidnische Rom abgelöst wurde.
Bild 1: Römisches Reich
Das antike Rom dehnte sich nach Süden hin aus, indem es im Jahre 30 v. Chr. Ägypten zur römischen Provinz machte. 65 v. Chr. unterwarf Rom Syrien und dehnte sich somit nach Osten hin aus. 63 v. Chr. besetzten die Römer Palästina und wurden so "groß gegen das herrliche Land hin".
Hinweis: Der Vollständigkeit halber wollen wir kurz untersuchen, warum die Merkmale des kleinen Horns auf Antiochus Epiphanes nicht zutreffen. Antiochus Epiphanes war der elfte König des syrischen Reichs. Bis zur Eroberung des Landes durch Rom kamen noch weitere syrische Könige an die Macht. Mit Ausnahme einiger Eroberungen in Ägypten, die er nur für kurze Dauer behielt, vergrößerte er sein Gebiet nicht. Er war also "nur" syrischer König und deshalb Teil eines der vier Hörner. Auch Daniel 8,23 widerspricht diesem Ansatz, da das kleine Horn am Ende der Herrschaft der vier Hörner aufkommen würde. Auch dies trifft auf Antiochos Epiphanes nicht zu.
Was bedeutet es nun, dass das kleine Horn bis zum Heer des Himmels wächst und dass es einige von dem Heer und von den Sternen zu Boden wirft und sie zertritt?
5. Mose 4,19 Hebe auch nicht deine Augen auf gen Himmel, daß du die Sonne sehest und den Mond und die Sterne, das ganze Heer des Himmels ...
2. Mose 12,40.41 Die Zeit aber, die die Israeliten in Ägypten gewohnt haben, ist vierhundertunddreißig Jahre. Als diese um waren, an eben diesem Tage zog das ganze Heer des HERRN aus Ägyptenland.
Das Heer des Himmels stellt generell die Schöpfung Gottes dar (vgl. 1. Mose 2,1). Nach Offenbarung 1,20 sind Sterne in der Prophetie ein Symbol für Engel oder Boten. Da das Volk Israel im Alten Testament als Heer des HERRN bezeichnet wird, können wir davon ausgehen, dass das zu Boden werfen von Sternen die Verfolgungen durch Rom darstellt. Der Engel selbst bestätigt diese Auslegung:
Daniel 8,23-25 Aber gegen Ende ihrer Herrschaft, wenn die Frevler überhandnehmen, wird aufkommen ein frecher und verschlagener König. Der wird mächtig sein, doch nicht so mächtig wie sie. Er wird ungeheures Unheil anrichten, und es wird ihm gelingen, was er tut. Er wird die Starken vernichten. Und gegen das heilige Volk richtet sich sein Sinnen ...
Hinweis: Offenbarung 12,3 stellt die Parallelstelle in der Offenbarung dar. Auch dort wird das römische Reich als eine Macht beschrieben, die den dritten Teil der Sterne auf die Erde wirft.
Daniel 8,11
Ja, es wuchs bis zum Fürsten des Heeres und nahm ihm das tägliche Opfer weg und verwüstete die Wohnung seines Heiligtums.
Während in Vers 9 und 10 das kleine Horn eine rein politische Macht darstellt, bekommt es in Vers 11 religiösen Charakter, da es bis zum Fürsten des Heeres wächst. Wer ist der Fürst des Heeres?
Josua 5,13-15 Und es begab sich, als Josua bei Jericho war, daß er seine Augen aufhob und gewahr wurde, daß ein Mann ihm gegenüberstand und ein bloßes Schwert in seiner Hand hatte. Und Josua ging zu ihm und sprach zu ihm: Gehörst du zu uns oder zu unsern Feinden? Er sprach: Nein, sondern ich bin der Fürst über das Heer des HERRN und bin jetzt gekommen. Da fiel Josua auf sein Angesicht zur Erde nieder, betete an und sprach zu ihm: Was sagt mein Herr seinem Knecht? Und der Fürst über das Heer des HERRN sprach zu Josua: Zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn die Stätte, darauf du stehst, ist heilig. Und so tat Josua.
Josua begegnete dem Fürsten des Heeres und betete ihn an. Der Fürst des Heeres sagte aber zu Josua, dass er seine Schuhe ausziehen solle, den der Platz sei heilig. Genau die gleiche Redewendung begegnet uns in 2. Mose 3,5, als Mose sich dem brennenden Dornbusch nahte. Der Fürst des Heeres ist also Gott selbst, da nur er heilig ist und nur er angebetet werden darf (vgl. 2. Gebot).
In Daniel 9,25 erfahren wir weiter, dass der Fürst der Gesalbte ist und dass er ausgerottet werden soll. Aus Johannes 1 wissen wir, dass Gott Mensch wurde und für die Sünden der Menschheit am Kreuz starb (vgl. Die Gottheit Jesus Christus). Wenn man nun dies alles berücksichtigt, so kommt man zu dem Ergebnis, dass der Fürst des Heeres des HERRN Jesus Christus ist, der Gesalbte Gottes.
Das kleine Horn wächst also bis zu Jesus Christus, nimmt ihm das tägliche Opfer weg, zerstört die Wohnung seines Heiligtums und wirft die Wahrheit zu Boden. Treffen diese Eigenschaften auf das heidnische Rom zu? Betrachten wir hierzu Vers 10 und 11 aus der Elberfelder Bibelübersetzung:
Vers 10: und es warf einige von dem Herr ..
Vers 11: bis an den Obersten des Heeres wuchs er ..
Obwohl es in beiden Versen um Rom geht, wird einmal "es" und einmal "er" verwendet, d. h. zwischen Vers 10 und Vers 11 findet eine Veränderung statt. Diese Veränderung erfüllte sich in der Geschichte, als auf das heidnische Rom das päpstliche Rom folgte. Wie in Daniel 7 aus dem heidnischen Rom (4. Tier) das päpstliche Rom als kleines Horn empor wuchs, so wird auch in diesem Kapitel das heidnische Rom nur kurz in Vers 10 erwähnt, wo hingegen ab Vers 11 die Machenschaften des päpstlichen Roms geschildert werden.
Hinweis: In Daniel 7,26 wird geschildert, dass ein Gericht gehalten wird und dann dem kleinen Horn die Macht genommen wird. Daniel 8,25 schildert die gleiche Situation, in der das kleine Horn ohne Zutun von Menschenhand zerbrochen wird.
Was bedeutet es nun, dass das päpstliche Rom dem Fürsten des Heeres das tägliche Opfer wegnahm?
Zuerst muss gesagt werden, dass das Wort "Opfer" im Grundtext der Bibel nicht enthalten ist. Das päpstliche Rom nimmt also Jesus das Tägliche weg und zerstört somit die Wohnung seines Heiligtums. In der Bibel werden zwei Heiligtümer erwähnt. Das erste Heiligtum war das irdische Heiligtum, die Stiftshütte Mose oder der spätere Tempel Salomos (vgl. 2. Mose 25,8). Da der Tempel aber bereits 70 n. Chr. durch die Römer zerstört wurde und somit zur Zeit des Papsttums schon lange nicht mehr existierte, muss es sich bei dem hier erwähnten Heiligtum um das himmlische Heiligtum handeln:
Hebräer 8,1.2 Das ist nun die Hauptsache bei dem, wovon wir reden: Wir haben einen solchen Hohenpriester, der da sitzt zur Rechten des Thrones der Majestät im Himmel und ist ein Diener am Heiligtum und an der wahren Stiftshütte, die Gott aufgerichtet hat und nicht ein Mensch.
Was bedeutet nun das Tägliche genau?
Der hebräische Ausdruck, den Luther mit tägliches Opfer übersetzte, lautet ha tamid, also das Tamid. Tamid als Hauptwort. Jetzt ist es so, dass der Ausdruck ha tamid außer im Buch Daniel sonst in der Bibel nirgends vor kommt. Das macht die Sache nicht gerade einfacher. Dafür kommt das Wort tamid aber als Adverb im Alten Testament an über 60 Stellen vor. Hier ein paar Beispiele:
2. Mose 29,42 Das soll das tägliche [=tamid] Brandopfer sein bei euren Nachkommen
2. Mose 30,8 Desgleichen, wenn er die Lampen anzündet gegen Abend, soll er solches Räucherwerk auch verbrennen. Das soll das tägliche [=tamid] Räucheropfer sein vor dem HERRN bei euren Nachkommen.
2. Mose 25,30 Und du sollst auf den Tisch allezeit [=tamid] Schaubrote legen vor mein Angesicht.
3. Mose 24,5.8 Und du sollst feinstes Mehl nehmen und davon zwölf Brote backen ... An jedem Sabbat soll er sie zurichten vor dem HERRN als beständige [=tamid] Gabe der Israeliten ...
2. Mose 27,20 Gebiete den Israeliten, daß sie zu dir bringen das allerreinste Öl aus zerstoßenen Oliven für den Leuchter, daß man ständig [=tamid] Lampen aufsetzen könne.
Wenn wir uns diese Stellen hier anschauen, dann bedeutet tamid nicht unbedingt täglich, sondern eher beständig. Dabei ist es so, dass alle Aktivitäten am Heiligtum vor der Gegenwart Gottes tamid, also beständig gemacht wurden. Ob es nun die Opfer sind oder einmal in der Woche das Auffüllen der Schaubrote. Alles wird tamid, also beständig gemacht.
Das Tägliche (= ha tamid) aus Daniel 8, wenn es denn als Hauptwort verwendet wird, ist somit die Summe aller dieser beständigen Handlungen am Heiligtum!
Hinweis: Im Deutschen sagen wir das übrigens genau so. Ein Beispiel: Es gibt schöne Blumen. Es gibt schöne Tiere. Es gibt schöne Berge. Wenn wir das jetzt alles zusammenfassen wollen, dann können wir ja auch einfach nur sagen: Das Schöne dieser Welt. Genauso fasst das ha tamid alle Tamid-Handlungen zusammen.
Hebräer 9,12 Er ist auch nicht durch das Blut von Böcken oder Kälbern, sondern durch sein eigenes Blut ein für allemal in das Heiligtum eingegangen und hat eine ewige Erlösung erworben.
Der altestamentlichen Heiligtumsdienst war ja nur ein Sinnbild für den Erlösungsplan (siehe Das himmlische Heiligtum) oder nach Hebräer 8,5 nur ein Schatten des himmlischen Heiligtums. Jesus Christus ist seit seiner Himmelfahrt der wahre Hohepriester im himmlischen Heiligtum und er macht seit dem sein Opfer am Kreuz für die reuigen Sünder geltend. Das tamid bezieht sich also direkt auf diesen Versöhnungsdienst Jesu zur Errettung der Menschen.
Genau diesen Dienst hat das Papsttum Jesus weggenommen. Das Papsttum kann natürlich Jesus nicht direkt etwas wegnehmen. Jesus ist ja im Himmel. Aber es kann Jesus das "Geschäft" wegnehmen. Und wie? Das Papsttum lehrt z. B., dass seine Priester, die ja nach Römer 3,10-12 selbst auch nichts anderes als Sünder sind, den Menschen angeblich ihre Sünden vergeben können. Wer nun einem sündigen Priester, anstatt Jesus, seine Sünden bekennt, der tut dies vergeblich. Denn Sündenvergebung erhält man nach der Bibel nur, wenn man seine Sünden Jesus bekennt:
1. Johannes 1,9 Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.
Damit hat es Satan geschafft, mit dem kleinen Horn hier auf Erden etwas einzurichten, das Jesus in der Tat daran hindert, den Menschen zu dienen und ihnen ihre Sünden abzunehmen. Es wurde ihm das tamid weggenommen.
Daniel 8,12
Und es wurde Frevel an dem täglichen Opfer verübt, und das Horn warf die Wahrheit zu Boden. Und was es tat, gelang ihm.
Dass sich Menschen anmaßen, Christi Mittlerdienst in die Hände von sündigen Menschen zu legen, die ja selbst Erlösung brauchen, dies stellt den Frevel am Täglichen, dem Versöhnungsdienst Jesu, dar. Die biblische Wahrheit von der Erlösung des Menschen durch Jesus Christus wurde durch das kleine Horn zu Boden geworfen. Nicht nur, dass Maria immer mehr die Funktionen Jesu als Mittler, Fürsprecher und Erlöser im katholischen Glauben einnimmt, sondern gerade die Lehre von der Sündenvergebung durch die Priester stellt ein direkter Angriff gegen Gott und seine Wahrheit dar.
Z. B. wird bei der sog. heiligen Messe des Papsttums durch die Lehre der Transsubstantiation Christus immer wieder erneut geopfert. Dabei wird gelehrt, dass der Priester die Macht hat, durch die Wandlung die Hostie in den wirklichen Leib Christi zu verwandeln. Durch das anschließende Brechen des Brotes wird der Leib Christi quasi erneut gebrochen und damit geopfert.
Was aber sagt die Bibel dazu?
Hebräer 9,27.28 Und wie den Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht: so ist auch Christus einmal geopfert worden, die Sünden vieler wegzunehmen; zum zweiten Mal wird er nicht der Sünde wegen erscheinen, sondern denen, die auf ihn warten, zum Heil.
Der Sohn Gottes wurde Mensch, um auf Golgatha ein einmaliges und für alle Zeiten gültiges Opfer zu bringen. Das päpstliche Rom erklärt nun durch seine Lehren dieses Opfer für ungültig!
Dass diesem Horn alles gelang, was es sich vorgenommen hatte, zeigt sich in der Geschichte. Millionen von Menschen mussten ihr Leben lassen, weil sie sich dem päpstlichen System nicht unterordnen wollten. Das Papsttum verlor zwar bei der französischen Revolution seine Macht, aber Offenbarung 13,3 macht deutlich, dass diese Wunde wieder heilen wird. Aber letzten Endes wird diese Macht von Gott gerichtet werden, denn nach Daniel 8,26 wird sie zerbrochen werden. Ohne Zutun von Menschenhand.
Daniel 8,13.14
Ich hörte aber einen Heiligen reden, und ein anderer Heiliger sprach zu dem, der da redete: Wie lange gilt dies Gesicht [hebr. = cha'zon] vom täglichen Opfer und vom verwüstenden Frevel und vom Heiligtum, das zertreten wird? Und er antwortete mir: Bis 2300 Abende und Morgen vergangen sind, dann wird das Heiligtum wieder geweiht werden.
Daniel will nun an dieser Stelle wissen, wie lange dies Gesicht dauert, das bei den Medern und Persern begann. Er will nicht wissen, wie lange der Frevel dauert, sondern nur, wie lange dies Gesicht dauert. Dabei bekommt er zur Antwort, dass 2300 Abende und Morgen vergehen werden, bis dass das Heiligtum wieder geweiht wird. In dieser Vision ist also von einer Zeitspanne von 2300 Tagen (Abende + Morgen) die Rede. Nach dem Jahr-Tag-Prinzip kommen wir damit auf eine Zeitspanne von insgesamt 2300 Jahren. Über den genauen Zeitpunkt, wann diese längste Prophezeiung der Bibel beginnt, erfahren wir in diesem Kapitel weiter nichts. Wir wissen nur, dass dieses Gesicht zur Zeit der Meder und Perser beginnt. Den genauen Zeitpunkt bekommen wir aber in Daniel 9 mitgeteilt.
Hinweis: In Daniel 8,11 haben wir gesehen, dass das Tägliche (tamid) für den alttestamentlichen Heiligtumsdienst steht, der Jesu Versöhnungswerk versinnbildlichte. Das Opfer Jesu am Kreuz wurde im Tempeldienst sinnbildlich u. a. durch das Morgen- und Abendopfer dargestellt. Aus diesem Grund beschreibt der Engel einen Tag als Abend und Morgen.
Daniel 8,11 sagt aus, dass das kleine Horn die Wohnung des himmlischen Heiligtums verwüstete. Am Ende dieser 2300 Abende und Morgen soll aber das Heiligtum wieder geweiht werden.
Was ist mit der Weihung des Heiligtum gemeint?
Das hebräische Wort, dass an dieser Stelle mit "geweiht" übersetzt wurde, kommt in der Bibel leider nur ein einziges Mal vor. Vom Inhalt her bedeutet es aber so viel wie gerecht sein, Recht tun oder zum Recht kommen. Es ist interessant, dass bei der ältesten Übersetzung des Alten Testaments ins Griechische, der sog. Septuaginta, das Wort mit reinigen übersetzt wurde. Auch die Juden haben dieses Wort bei ihrer Übersetzung ins Griechische mit reinigen übersetzt.
Wenn man den Hebräerbrief im Neuen Testament studiert, so kommt man zu der Erkenntnis, dass der alttestamentliche Heiligtumsdienst ein Abbild oder Schatten des himmlischen Heiligtumsdienst war, der mit der Auferstehung Jesu und seiner Auffahrt in den Himmel begonnen hat (vgl. Das himmlische Heiligtum). Bei diesem alttestamentlichen Heiligtumsdienst fand einmal im Jahr der große Versöhnungstag statt, an dem das irdische Heiligtum von den Sünden des Volkes Israel gereinigt wurde (vgl. 3. Mose 23,27.28). Dieser jährliche Versöhnungstag war das Gericht für das Volk Israel, denn an diesem Tag musste jeder Israelit fasten und seine Sünden bereut haben, da er sonst aus dem Volk Gottes ausgestoßen wurde. Von Daniel 7,26 wissen wir, dass chronologisch gesehen zwischen dem Aufkommen des päpstlichen Roms und der Wiederkunft Jesu ein Gericht stattfinden wird. Die Weihung oder Reinigung des himmlischen Heiligtums hatte seinen Schattendienst beim großen Versöhnungstag, welcher das Gericht für das Volk Gottes war. Wir können deshalb daraus schließen, dass am Ende der 2300 Abende und Morgen das Gericht am Hause Gottes begonnen hat. Näheres über das Gericht finden Sie unter Das Gericht. Die Weihung des Heiligtums stellt also den Beginn des Vorwiederkunftsgerichts im Himmel dar.
Hinweis: Bisher wurden in der Bibel als Symbole für irdische Weltreiche immer nur unreine Tiere wie Bär, Löwe oder Panther verwendet (vgl. 3. Mose 11). In diesem Kapitel wurden aber reine Tiere für Medo-Persien und Griechenland verwendet. Nämlich ein Widder und ein Ziegenbock. Dies ist deshalb interessant, da beim großen Versöhnungstag ebenfalls zwei Böcke eine Rolle spielten (vgl. 3. Mose 16). Allein dadurch wird schon angedeutet, dass die Weihung des Heiligtums mit dem großen Versöhnungstag in Verbindung steht.
Daniel 8,15-19
Und als ich, Daniel, dies Gesicht [hebr. = cha'zon] sah und es gerne verstanden hätte, siehe, da stand einer vor mir, der aussah wie ein Mann, und ich hörte eine Menschenstimme mitten über dem Ulai rufen und sprechen: Gabriel, lege diesem das Gesicht [hebr. = mar'eh] aus, damit er's versteht. Und Gabriel trat nahe zu mir. Ich erschrak aber, als er kam, und fiel auf mein Angesicht. Er aber sprach zu mir: Merk auf, du Menschenkind! Denn dies Gesicht [hebr. = cha'zon] geht auf die Zeit des Endes. Und als er mit mir redete, sank ich in Ohnmacht zur Erde auf mein Angesicht. Er aber rührte mich an und richtete mich auf, so daß ich wieder stand. Und er sprach: Siehe, ich will dir kundtun, wie es gehen wird zur letzten Zeit des Zorns; denn auf die Zeit des Endes geht das Gesicht [hebr. = cha'zon].
Der Mann, der eine Menschenstimme hatte, ist Jesus Christus. Schon damals war dies ein Hinweis darauf, dass der Sohn Gottes Mensch werden würde (vgl. Johannes 1,1.2.14). Jesus sagte nun dem Engel Gabriel, der auch in Daniel 9 erwähnt wird, dass er Daniel dies Gesicht (hebr. = mar'eh) auslegen solle. Dabei erhält Daniel den wichtigen Hinweis, dass dieses Gesicht, das in Medo-Persien beginnt, bis in die Zeit des Endes reichen würde. Die Weihung des Heiligtums, welche ja der Abschluss dieses Gesichts ist, geht also auf die Zeit des Endes.
Der Engel erwähnt dabei in Vers 19 die Zeit des Zorns. In Offenbarung 16,1 wird die Ausgießung der sieben Schalen des Zorns Gottes beschrieben. In vielen Bibelstellen wird die Wiederkunft Jesu mit dem Tag des Zorns vergleichen (vgl. Jesaja 13,9; Offenbarung 6,17). Wenn nun dieses Gesicht auf die letzte Zeit des Zorns geht, so stellt das Ereignis der Weihung des Heiligtums das letzte große Ereignis vor der Wiederkunft Jesu dar.
Daniel 8,26.27
Dies Gesicht [hebr. = mar'eh] von den Abenden und Morgen, das dir hiermit kundgetan ist, das ist wahr; aber du sollst das Gesicht [hebr. = cha'zon] geheimhalten; denn es ist noch eine lange Zeit bis dahin. Und ich, Daniel, war erschöpft und lag einige Tage krank. Danach stand ich auf und verrichtete meinen Dienst beim König. Und ich wunderte mich über das Gesicht [hebr. = mar'eh], und niemand konnte es mir auslegen.
Erst Mitte des 19. Jhdt war die Bedeutung dieser Prophezeiung von den 2300 Abenden und Morgen, welche im Grundtext hebr. = mar'eh heißt, verstanden worden. Die ganze Prophezeiung, also inkl. der Tiere und des kleinen Horns, welche im Grundtext immer mit hebr. = cha'zon bezeichnet wird, wurde von Gott bis auf die letzte Zeit versiegelt. Zu dieser Zeit entdeckten Christen den Heiligtumsdienst erneut (vgl. Das himmlische Heiligtum). In Offenbarung 10 wird die Entstehung einer weltweiten Advent-Bewegung beschrieben, die aufgrund dieser Prophezeiung zur Zeit des Endes entstehen sollte. Doch Daniel verstand das Gesicht nicht und es war niemand da, der es ihm auslegen konnte. Von daher müssen wir uns fragen, was ihm niemand auslegen konnte. Denn der Engel selbst gab ihm doch in Daniel 8,20-25 die Deutung vom Widder, vom Ziegenbock, von den vier Hörnern und von dem kleinen Horn. Was der Engel aber nicht erklärte, war die Bedeutung des Gesichtes (hebr. = mar'eh) von den 2300 Abenden und Morgen. In Daniel 9 erhält Daniel dann die Erklärung. Genau von demselben Engel.
Zum Schluss noch einmal die Zeitlinie im Überblick:
Daniel 8,1-4
Im dritten Jahr der Herrschaft des Königs Belsazar erschien mir, Daniel, ein Gesicht [hebr. = cha'zon], nach jenem, das mir zuerst erschienen war. Ich hatte ein Gesicht [hebr. = cha'zon], und während meines Gesichtes [hebr. = cha'zon] war ich in der Festung Susa im Lande Elam, am Fluß Ulai. Und ich hob meine Augen auf und sah, und siehe, ein Widder stand vor dem Fluß, der hatte zwei Hörner, doch eins höher als das andere, und das höhere war später hervorgewachsen. Ich sah, daß der Widder mit den Hörnern stieß nach Westen, nach Norden und nach Süden. Und kein Tier konnte vor ihm bestehen und vor seiner Gewalt errettet werden, sondern er tat, was er wollte, und wurde groß.
Das dritte Jahr der Herrschaft Belsazars müsste das Jahr 550 v. Chr. gewesen sein. In dieser Vision sah Daniel einen Widder. Die Deutung dieses Widders ist dabei sehr einfach, da der Engel selbst die Erklärung dazu gibt:
Daniel 8,20 Der Widder mit den beiden Hörnern, den du gesehen hast, bedeutet die Könige von Medien und Persien.
Interessant an dieser Stelle ist, dass obwohl Daniel noch unter babylonischer Herrschaft lebte, diese Vision nicht wie in Daniel 2 und Daniel 7 mit dem Reich Babylon beginnt, sondern mit Medo-Persien. Dies deutet schon an, dass der Schwerpunkt in diesem Kapitel nicht auf dem Ablauf der Weltreiche liegt.
Die Meder und Perser waren verwandte Völker, die die Hochebene des heutigen Iran besetzten. Die Meder im Norden und die Perser im Süden. Dabei waren die Meder das mächtigere der beiden Völker. Die Königshäuser verbanden sich durch Heiratsdiplomatie miteinander. Aber unter dem Perserkönig Kyros wandte sich das Blatt. Er eroberte Medien und verleibte es seinem Königreich ein. Daher der Name Medo-Persien. Dieses Doppelreich wird durch den Widder versinnbildlicht, bei dem ein Horn höher als das andere ist. In Daniel 7,5 wird dieses Reich durch den einseitig aufgerichteten Bären dargestellt.
Bei den Stößen, die der Widder austeilt, handelt es sich um Eroberungsfeldzüge. Die Kriege wurden im Norden, Westen und Süden geführt:
- | Im Norden eroberten sie im Jahr 547 v.Chr. das Königreich Lydien |
- | Im Westen besiegten sie die Babylonier (539 v.Chr.) |
- | Im Süden besiegten sie die Ägypter im Jahr 525 v.Chr. |
Daniel 8,5
Und indem ich darauf achthatte, siehe, da kam ein Ziegenbock vom Westen her über die ganze Erde, ohne den Boden zu berühren, und der Bock hatte ein ansehnliches Horn zwischen seinen Augen.
Auch was den Ziegenbock anbelangt, gibt uns der Engel eine eindeutige Erklärung:
Daniel 8,21 Der Ziegenbock aber ist der König von Griechenland. Das große Horn zwischen seinen Augen ist der erste König.
Der Ziegenbock symbolisiert folglich das griechische Reich und das große Horn der erste König: Alexander der Große.
Daniel 8,6.7
Und er kam bis zu dem Widder, der zwei Hörner hatte, den ich vor dem Fluß stehen sah, und er lief in gewaltigem Zorn auf ihn zu. Und ich sah, daß er nahe an den Widder herankam, und voller Grimm stieß er den Widder und zerbrach ihm seine beiden Hörner ...
Das griechische Reich löste das medo-persische Reich ab, indem Alexander der Große mit nur 15.000 Mann in wenigen Jahren die Perser schlug. Sein siegreiches Heer marschierte bis zum Indus im Nordwesten Indiens, bevor es zurückkehrte. Die Geschwindigkeit der griechischen Eroberungen wird durch das Bild des Ziegenbocks verdeutlicht, der vom Westen her - scheinbar ohne den Boden zu berühren (Daniel 8,5) - über die Erde stürmt. Die endgültige Niederlage der Perser geschah unter ihrem letzten König Darius III.
Empfehlung
Daniel 8,8
Und der Ziegenbock wurde sehr groß. Und als er am stärksten geworden war, zerbrach das große Horn, und es wuchsen an seiner Stelle vier andere Hörner nach den vier Winden des Himmels.
Alexander der Große konnte die Früchte seiner Eroberungen nicht genießen. Er starb im Jahre 323 v. Chr. im Alter von nur 33 Jahren auf dem Rückweg von Indien nach Griechenland in Babylon. Alexander befand sich zu diesem Zeitpunkt auf dem Höhepunkt seiner Macht.
Alexanders Reich fiel an seine Generäle (vgl. Daniel 8,22), die einander zwei Jahrzehnte lang erbittert bekämpften. Bis zum Jahr 301 v.Chr. gingen aus dem politischen Chaos nach Alexanders Tod vier Königreiche hervor:
- | Makedonien unter Kassander (heutiges Griechenland auf dem Festland) |
- | Thrakien und das nord-westliche Kleinasien unter Lysimachos |
- | Syrien und Babylonien unter Seleukus |
- | Ägypten unter Ptolemäus |
Diese vier Reiche, die auch Diadochenreiche genannt werden, sind in Daniel 7,6 durch die vier Köpfe des Panthers symbolisiert.
Daniel 8,9.10
Und aus einem von ihnen wuchs ein kleines Horn; das wurde sehr groß nach Süden, nach Osten und nach dem herrlichen Land hin. Und es wuchs bis an das Heer des Himmels und warf einige von dem Heer und von den Sternen zur Erde und zertrat sie.
An dieser Stelle kommt nun eine dritte Macht ins Spiel. Für diese Macht gibt es in der Regel zwei Auslegungen. Entweder sehen Ausleger in dem kleinen Horn den syrischen König Antiochos Epiphanes (= der Berühmte) oder sie sehen darin Rom mit seinen verschiedenen Ausprägungen. Welche Auslegung die richtige ist, entscheidet sich an folgender Frage:
Bezieht sich das "aus einem von ihnen" auf die vier Hörner oder auf die vier Winde?
Aufgrund der hebräischen Grammatik (siehe Exkurs) entsteht diese Macht eindeutig aus einem der vier Winde.
Exkurs:
Hinweis: Man könnte nun einwenden, dass ein Horn immer nur aus einem Tier entstehen kann. In Sacharja 2,1.2 wird uns aber geschildert, dass ein Horn in der Prophetie ganz allgemein für eine politische Macht steht und nicht unbedingt ein Tier zum Entstehen benötigt.
Wir wissen nun, dass das kleinen Horn aus einem der vier Himmelsrichtungen (Winde) kommt, dass es eine politische Macht ist und dass es sich nach Süden, nach Osten und nach dem herrlichen Land hin ausdehnt. Von daher können wir mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass es sich bei dem kleinen Horn um Rom handeln muss. Auch die Geschichte bestätigt diese Auslegung, da das griechische Reich durch das heidnische Rom abgelöst wurde.
Bild 1: Römisches Reich
Das antike Rom dehnte sich nach Süden hin aus, indem es im Jahre 30 v. Chr. Ägypten zur römischen Provinz machte. 65 v. Chr. unterwarf Rom Syrien und dehnte sich somit nach Osten hin aus. 63 v. Chr. besetzten die Römer Palästina und wurden so "groß gegen das herrliche Land hin".
Hinweis: Der Vollständigkeit halber wollen wir kurz untersuchen, warum die Merkmale des kleinen Horns auf Antiochus Epiphanes nicht zutreffen. Antiochus Epiphanes war der elfte König des syrischen Reichs. Bis zur Eroberung des Landes durch Rom kamen noch weitere syrische Könige an die Macht. Mit Ausnahme einiger Eroberungen in Ägypten, die er nur für kurze Dauer behielt, vergrößerte er sein Gebiet nicht. Er war also "nur" syrischer König und deshalb Teil eines der vier Hörner. Auch Daniel 8,23 widerspricht diesem Ansatz, da das kleine Horn am Ende der Herrschaft der vier Hörner aufkommen würde. Auch dies trifft auf Antiochos Epiphanes nicht zu.
Was bedeutet es nun, dass das kleine Horn bis zum Heer des Himmels wächst und dass es einige von dem Heer und von den Sternen zu Boden wirft und sie zertritt?
5. Mose 4,19 Hebe auch nicht deine Augen auf gen Himmel, daß du die Sonne sehest und den Mond und die Sterne, das ganze Heer des Himmels ...
2. Mose 12,40.41 Die Zeit aber, die die Israeliten in Ägypten gewohnt haben, ist vierhundertunddreißig Jahre. Als diese um waren, an eben diesem Tage zog das ganze Heer des HERRN aus Ägyptenland.
Das Heer des Himmels stellt generell die Schöpfung Gottes dar (vgl. 1. Mose 2,1). Nach Offenbarung 1,20 sind Sterne in der Prophetie ein Symbol für Engel oder Boten. Da das Volk Israel im Alten Testament als Heer des HERRN bezeichnet wird, können wir davon ausgehen, dass das zu Boden werfen von Sternen die Verfolgungen durch Rom darstellt. Der Engel selbst bestätigt diese Auslegung:
Daniel 8,23-25 Aber gegen Ende ihrer Herrschaft, wenn die Frevler überhandnehmen, wird aufkommen ein frecher und verschlagener König. Der wird mächtig sein, doch nicht so mächtig wie sie. Er wird ungeheures Unheil anrichten, und es wird ihm gelingen, was er tut. Er wird die Starken vernichten. Und gegen das heilige Volk richtet sich sein Sinnen ...
Hinweis: Offenbarung 12,3 stellt die Parallelstelle in der Offenbarung dar. Auch dort wird das römische Reich als eine Macht beschrieben, die den dritten Teil der Sterne auf die Erde wirft.
Daniel 8,11
Ja, es wuchs bis zum Fürsten des Heeres und nahm ihm das tägliche Opfer weg und verwüstete die Wohnung seines Heiligtums.
Während in Vers 9 und 10 das kleine Horn eine rein politische Macht darstellt, bekommt es in Vers 11 religiösen Charakter, da es bis zum Fürsten des Heeres wächst. Wer ist der Fürst des Heeres?
Josua 5,13-15 Und es begab sich, als Josua bei Jericho war, daß er seine Augen aufhob und gewahr wurde, daß ein Mann ihm gegenüberstand und ein bloßes Schwert in seiner Hand hatte. Und Josua ging zu ihm und sprach zu ihm: Gehörst du zu uns oder zu unsern Feinden? Er sprach: Nein, sondern ich bin der Fürst über das Heer des HERRN und bin jetzt gekommen. Da fiel Josua auf sein Angesicht zur Erde nieder, betete an und sprach zu ihm: Was sagt mein Herr seinem Knecht? Und der Fürst über das Heer des HERRN sprach zu Josua: Zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn die Stätte, darauf du stehst, ist heilig. Und so tat Josua.
Josua begegnete dem Fürsten des Heeres und betete ihn an. Der Fürst des Heeres sagte aber zu Josua, dass er seine Schuhe ausziehen solle, den der Platz sei heilig. Genau die gleiche Redewendung begegnet uns in 2. Mose 3,5, als Mose sich dem brennenden Dornbusch nahte. Der Fürst des Heeres ist also Gott selbst, da nur er heilig ist und nur er angebetet werden darf (vgl. 2. Gebot).
In Daniel 9,25 erfahren wir weiter, dass der Fürst der Gesalbte ist und dass er ausgerottet werden soll. Aus Johannes 1 wissen wir, dass Gott Mensch wurde und für die Sünden der Menschheit am Kreuz starb (vgl. Die Gottheit Jesus Christus). Wenn man nun dies alles berücksichtigt, so kommt man zu dem Ergebnis, dass der Fürst des Heeres des HERRN Jesus Christus ist, der Gesalbte Gottes.
Das kleine Horn wächst also bis zu Jesus Christus, nimmt ihm das tägliche Opfer weg, zerstört die Wohnung seines Heiligtums und wirft die Wahrheit zu Boden. Treffen diese Eigenschaften auf das heidnische Rom zu? Betrachten wir hierzu Vers 10 und 11 aus der Elberfelder Bibelübersetzung:
Vers 10: und es warf einige von dem Herr ..
Vers 11: bis an den Obersten des Heeres wuchs er ..
Obwohl es in beiden Versen um Rom geht, wird einmal "es" und einmal "er" verwendet, d. h. zwischen Vers 10 und Vers 11 findet eine Veränderung statt. Diese Veränderung erfüllte sich in der Geschichte, als auf das heidnische Rom das päpstliche Rom folgte. Wie in Daniel 7 aus dem heidnischen Rom (4. Tier) das päpstliche Rom als kleines Horn empor wuchs, so wird auch in diesem Kapitel das heidnische Rom nur kurz in Vers 10 erwähnt, wo hingegen ab Vers 11 die Machenschaften des päpstlichen Roms geschildert werden.
Hinweis: In Daniel 7,26 wird geschildert, dass ein Gericht gehalten wird und dann dem kleinen Horn die Macht genommen wird. Daniel 8,25 schildert die gleiche Situation, in der das kleine Horn ohne Zutun von Menschenhand zerbrochen wird.
Was bedeutet es nun, dass das päpstliche Rom dem Fürsten des Heeres das tägliche Opfer wegnahm?
Zuerst muss gesagt werden, dass das Wort "Opfer" im Grundtext der Bibel nicht enthalten ist. Das päpstliche Rom nimmt also Jesus das Tägliche weg und zerstört somit die Wohnung seines Heiligtums. In der Bibel werden zwei Heiligtümer erwähnt. Das erste Heiligtum war das irdische Heiligtum, die Stiftshütte Mose oder der spätere Tempel Salomos (vgl. 2. Mose 25,8). Da der Tempel aber bereits 70 n. Chr. durch die Römer zerstört wurde und somit zur Zeit des Papsttums schon lange nicht mehr existierte, muss es sich bei dem hier erwähnten Heiligtum um das himmlische Heiligtum handeln:
Hebräer 8,1.2 Das ist nun die Hauptsache bei dem, wovon wir reden: Wir haben einen solchen Hohenpriester, der da sitzt zur Rechten des Thrones der Majestät im Himmel und ist ein Diener am Heiligtum und an der wahren Stiftshütte, die Gott aufgerichtet hat und nicht ein Mensch.
Was bedeutet nun das Tägliche genau?
Der hebräische Ausdruck, den Luther mit tägliches Opfer übersetzte, lautet ha tamid, also das Tamid. Tamid als Hauptwort. Jetzt ist es so, dass der Ausdruck ha tamid außer im Buch Daniel sonst in der Bibel nirgends vor kommt. Das macht die Sache nicht gerade einfacher. Dafür kommt das Wort tamid aber als Adverb im Alten Testament an über 60 Stellen vor. Hier ein paar Beispiele:
2. Mose 29,42 Das soll das tägliche [=tamid] Brandopfer sein bei euren Nachkommen
2. Mose 30,8 Desgleichen, wenn er die Lampen anzündet gegen Abend, soll er solches Räucherwerk auch verbrennen. Das soll das tägliche [=tamid] Räucheropfer sein vor dem HERRN bei euren Nachkommen.
2. Mose 25,30 Und du sollst auf den Tisch allezeit [=tamid] Schaubrote legen vor mein Angesicht.
3. Mose 24,5.8 Und du sollst feinstes Mehl nehmen und davon zwölf Brote backen ... An jedem Sabbat soll er sie zurichten vor dem HERRN als beständige [=tamid] Gabe der Israeliten ...
2. Mose 27,20 Gebiete den Israeliten, daß sie zu dir bringen das allerreinste Öl aus zerstoßenen Oliven für den Leuchter, daß man ständig [=tamid] Lampen aufsetzen könne.
Wenn wir uns diese Stellen hier anschauen, dann bedeutet tamid nicht unbedingt täglich, sondern eher beständig. Dabei ist es so, dass alle Aktivitäten am Heiligtum vor der Gegenwart Gottes tamid, also beständig gemacht wurden. Ob es nun die Opfer sind oder einmal in der Woche das Auffüllen der Schaubrote. Alles wird tamid, also beständig gemacht.
Das Tägliche (= ha tamid) aus Daniel 8, wenn es denn als Hauptwort verwendet wird, ist somit die Summe aller dieser beständigen Handlungen am Heiligtum!
Hinweis: Im Deutschen sagen wir das übrigens genau so. Ein Beispiel: Es gibt schöne Blumen. Es gibt schöne Tiere. Es gibt schöne Berge. Wenn wir das jetzt alles zusammenfassen wollen, dann können wir ja auch einfach nur sagen: Das Schöne dieser Welt. Genauso fasst das ha tamid alle Tamid-Handlungen zusammen.
Hebräer 9,12 Er ist auch nicht durch das Blut von Böcken oder Kälbern, sondern durch sein eigenes Blut ein für allemal in das Heiligtum eingegangen und hat eine ewige Erlösung erworben.
Der altestamentlichen Heiligtumsdienst war ja nur ein Sinnbild für den Erlösungsplan (siehe Das himmlische Heiligtum) oder nach Hebräer 8,5 nur ein Schatten des himmlischen Heiligtums. Jesus Christus ist seit seiner Himmelfahrt der wahre Hohepriester im himmlischen Heiligtum und er macht seit dem sein Opfer am Kreuz für die reuigen Sünder geltend. Das tamid bezieht sich also direkt auf diesen Versöhnungsdienst Jesu zur Errettung der Menschen.
Genau diesen Dienst hat das Papsttum Jesus weggenommen. Das Papsttum kann natürlich Jesus nicht direkt etwas wegnehmen. Jesus ist ja im Himmel. Aber es kann Jesus das "Geschäft" wegnehmen. Und wie? Das Papsttum lehrt z. B., dass seine Priester, die ja nach Römer 3,10-12 selbst auch nichts anderes als Sünder sind, den Menschen angeblich ihre Sünden vergeben können. Wer nun einem sündigen Priester, anstatt Jesus, seine Sünden bekennt, der tut dies vergeblich. Denn Sündenvergebung erhält man nach der Bibel nur, wenn man seine Sünden Jesus bekennt:
1. Johannes 1,9 Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.
Damit hat es Satan geschafft, mit dem kleinen Horn hier auf Erden etwas einzurichten, das Jesus in der Tat daran hindert, den Menschen zu dienen und ihnen ihre Sünden abzunehmen. Es wurde ihm das tamid weggenommen.
Daniel 8,12
Und es wurde Frevel an dem täglichen Opfer verübt, und das Horn warf die Wahrheit zu Boden. Und was es tat, gelang ihm.
Dass sich Menschen anmaßen, Christi Mittlerdienst in die Hände von sündigen Menschen zu legen, die ja selbst Erlösung brauchen, dies stellt den Frevel am Täglichen, dem Versöhnungsdienst Jesu, dar. Die biblische Wahrheit von der Erlösung des Menschen durch Jesus Christus wurde durch das kleine Horn zu Boden geworfen. Nicht nur, dass Maria immer mehr die Funktionen Jesu als Mittler, Fürsprecher und Erlöser im katholischen Glauben einnimmt, sondern gerade die Lehre von der Sündenvergebung durch die Priester stellt ein direkter Angriff gegen Gott und seine Wahrheit dar.
Z. B. wird bei der sog. heiligen Messe des Papsttums durch die Lehre der Transsubstantiation Christus immer wieder erneut geopfert. Dabei wird gelehrt, dass der Priester die Macht hat, durch die Wandlung die Hostie in den wirklichen Leib Christi zu verwandeln. Durch das anschließende Brechen des Brotes wird der Leib Christi quasi erneut gebrochen und damit geopfert.
Was aber sagt die Bibel dazu?
Hebräer 9,27.28 Und wie den Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht: so ist auch Christus einmal geopfert worden, die Sünden vieler wegzunehmen; zum zweiten Mal wird er nicht der Sünde wegen erscheinen, sondern denen, die auf ihn warten, zum Heil.
Der Sohn Gottes wurde Mensch, um auf Golgatha ein einmaliges und für alle Zeiten gültiges Opfer zu bringen. Das päpstliche Rom erklärt nun durch seine Lehren dieses Opfer für ungültig!
Dass diesem Horn alles gelang, was es sich vorgenommen hatte, zeigt sich in der Geschichte. Millionen von Menschen mussten ihr Leben lassen, weil sie sich dem päpstlichen System nicht unterordnen wollten. Das Papsttum verlor zwar bei der französischen Revolution seine Macht, aber Offenbarung 13,3 macht deutlich, dass diese Wunde wieder heilen wird. Aber letzten Endes wird diese Macht von Gott gerichtet werden, denn nach Daniel 8,26 wird sie zerbrochen werden. Ohne Zutun von Menschenhand.
Daniel 8,13.14
Ich hörte aber einen Heiligen reden, und ein anderer Heiliger sprach zu dem, der da redete: Wie lange gilt dies Gesicht [hebr. = cha'zon] vom täglichen Opfer und vom verwüstenden Frevel und vom Heiligtum, das zertreten wird? Und er antwortete mir: Bis 2300 Abende und Morgen vergangen sind, dann wird das Heiligtum wieder geweiht werden.
Daniel will nun an dieser Stelle wissen, wie lange dies Gesicht dauert, das bei den Medern und Persern begann. Er will nicht wissen, wie lange der Frevel dauert, sondern nur, wie lange dies Gesicht dauert. Dabei bekommt er zur Antwort, dass 2300 Abende und Morgen vergehen werden, bis dass das Heiligtum wieder geweiht wird. In dieser Vision ist also von einer Zeitspanne von 2300 Tagen (Abende + Morgen) die Rede. Nach dem Jahr-Tag-Prinzip kommen wir damit auf eine Zeitspanne von insgesamt 2300 Jahren. Über den genauen Zeitpunkt, wann diese längste Prophezeiung der Bibel beginnt, erfahren wir in diesem Kapitel weiter nichts. Wir wissen nur, dass dieses Gesicht zur Zeit der Meder und Perser beginnt. Den genauen Zeitpunkt bekommen wir aber in Daniel 9 mitgeteilt.
Hinweis: In Daniel 8,11 haben wir gesehen, dass das Tägliche (tamid) für den alttestamentlichen Heiligtumsdienst steht, der Jesu Versöhnungswerk versinnbildlichte. Das Opfer Jesu am Kreuz wurde im Tempeldienst sinnbildlich u. a. durch das Morgen- und Abendopfer dargestellt. Aus diesem Grund beschreibt der Engel einen Tag als Abend und Morgen.
Daniel 8,11 sagt aus, dass das kleine Horn die Wohnung des himmlischen Heiligtums verwüstete. Am Ende dieser 2300 Abende und Morgen soll aber das Heiligtum wieder geweiht werden.
Was ist mit der Weihung des Heiligtum gemeint?
Das hebräische Wort, dass an dieser Stelle mit "geweiht" übersetzt wurde, kommt in der Bibel leider nur ein einziges Mal vor. Vom Inhalt her bedeutet es aber so viel wie gerecht sein, Recht tun oder zum Recht kommen. Es ist interessant, dass bei der ältesten Übersetzung des Alten Testaments ins Griechische, der sog. Septuaginta, das Wort mit reinigen übersetzt wurde. Auch die Juden haben dieses Wort bei ihrer Übersetzung ins Griechische mit reinigen übersetzt.
Wenn man den Hebräerbrief im Neuen Testament studiert, so kommt man zu der Erkenntnis, dass der alttestamentliche Heiligtumsdienst ein Abbild oder Schatten des himmlischen Heiligtumsdienst war, der mit der Auferstehung Jesu und seiner Auffahrt in den Himmel begonnen hat (vgl. Das himmlische Heiligtum). Bei diesem alttestamentlichen Heiligtumsdienst fand einmal im Jahr der große Versöhnungstag statt, an dem das irdische Heiligtum von den Sünden des Volkes Israel gereinigt wurde (vgl. 3. Mose 23,27.28). Dieser jährliche Versöhnungstag war das Gericht für das Volk Israel, denn an diesem Tag musste jeder Israelit fasten und seine Sünden bereut haben, da er sonst aus dem Volk Gottes ausgestoßen wurde. Von Daniel 7,26 wissen wir, dass chronologisch gesehen zwischen dem Aufkommen des päpstlichen Roms und der Wiederkunft Jesu ein Gericht stattfinden wird. Die Weihung oder Reinigung des himmlischen Heiligtums hatte seinen Schattendienst beim großen Versöhnungstag, welcher das Gericht für das Volk Gottes war. Wir können deshalb daraus schließen, dass am Ende der 2300 Abende und Morgen das Gericht am Hause Gottes begonnen hat. Näheres über das Gericht finden Sie unter Das Gericht. Die Weihung des Heiligtums stellt also den Beginn des Vorwiederkunftsgerichts im Himmel dar.
Hinweis: Bisher wurden in der Bibel als Symbole für irdische Weltreiche immer nur unreine Tiere wie Bär, Löwe oder Panther verwendet (vgl. 3. Mose 11). In diesem Kapitel wurden aber reine Tiere für Medo-Persien und Griechenland verwendet. Nämlich ein Widder und ein Ziegenbock. Dies ist deshalb interessant, da beim großen Versöhnungstag ebenfalls zwei Böcke eine Rolle spielten (vgl. 3. Mose 16). Allein dadurch wird schon angedeutet, dass die Weihung des Heiligtums mit dem großen Versöhnungstag in Verbindung steht.
Daniel 8,15-19
Und als ich, Daniel, dies Gesicht [hebr. = cha'zon] sah und es gerne verstanden hätte, siehe, da stand einer vor mir, der aussah wie ein Mann, und ich hörte eine Menschenstimme mitten über dem Ulai rufen und sprechen: Gabriel, lege diesem das Gesicht [hebr. = mar'eh] aus, damit er's versteht. Und Gabriel trat nahe zu mir. Ich erschrak aber, als er kam, und fiel auf mein Angesicht. Er aber sprach zu mir: Merk auf, du Menschenkind! Denn dies Gesicht [hebr. = cha'zon] geht auf die Zeit des Endes. Und als er mit mir redete, sank ich in Ohnmacht zur Erde auf mein Angesicht. Er aber rührte mich an und richtete mich auf, so daß ich wieder stand. Und er sprach: Siehe, ich will dir kundtun, wie es gehen wird zur letzten Zeit des Zorns; denn auf die Zeit des Endes geht das Gesicht [hebr. = cha'zon].
Der Mann, der eine Menschenstimme hatte, ist Jesus Christus. Schon damals war dies ein Hinweis darauf, dass der Sohn Gottes Mensch werden würde (vgl. Johannes 1,1.2.14). Jesus sagte nun dem Engel Gabriel, der auch in Daniel 9 erwähnt wird, dass er Daniel dies Gesicht (hebr. = mar'eh) auslegen solle. Dabei erhält Daniel den wichtigen Hinweis, dass dieses Gesicht, das in Medo-Persien beginnt, bis in die Zeit des Endes reichen würde. Die Weihung des Heiligtums, welche ja der Abschluss dieses Gesichts ist, geht also auf die Zeit des Endes.
Der Engel erwähnt dabei in Vers 19 die Zeit des Zorns. In Offenbarung 16,1 wird die Ausgießung der sieben Schalen des Zorns Gottes beschrieben. In vielen Bibelstellen wird die Wiederkunft Jesu mit dem Tag des Zorns vergleichen (vgl. Jesaja 13,9; Offenbarung 6,17). Wenn nun dieses Gesicht auf die letzte Zeit des Zorns geht, so stellt das Ereignis der Weihung des Heiligtums das letzte große Ereignis vor der Wiederkunft Jesu dar.
Daniel 8,26.27
Dies Gesicht [hebr. = mar'eh] von den Abenden und Morgen, das dir hiermit kundgetan ist, das ist wahr; aber du sollst das Gesicht [hebr. = cha'zon] geheimhalten; denn es ist noch eine lange Zeit bis dahin. Und ich, Daniel, war erschöpft und lag einige Tage krank. Danach stand ich auf und verrichtete meinen Dienst beim König. Und ich wunderte mich über das Gesicht [hebr. = mar'eh], und niemand konnte es mir auslegen.
Erst Mitte des 19. Jhdt war die Bedeutung dieser Prophezeiung von den 2300 Abenden und Morgen, welche im Grundtext hebr. = mar'eh heißt, verstanden worden. Die ganze Prophezeiung, also inkl. der Tiere und des kleinen Horns, welche im Grundtext immer mit hebr. = cha'zon bezeichnet wird, wurde von Gott bis auf die letzte Zeit versiegelt. Zu dieser Zeit entdeckten Christen den Heiligtumsdienst erneut (vgl. Das himmlische Heiligtum). In Offenbarung 10 wird die Entstehung einer weltweiten Advent-Bewegung beschrieben, die aufgrund dieser Prophezeiung zur Zeit des Endes entstehen sollte. Doch Daniel verstand das Gesicht nicht und es war niemand da, der es ihm auslegen konnte. Von daher müssen wir uns fragen, was ihm niemand auslegen konnte. Denn der Engel selbst gab ihm doch in Daniel 8,20-25 die Deutung vom Widder, vom Ziegenbock, von den vier Hörnern und von dem kleinen Horn. Was der Engel aber nicht erklärte, war die Bedeutung des Gesichtes (hebr. = mar'eh) von den 2300 Abenden und Morgen. In Daniel 9 erhält Daniel dann die Erklärung. Genau von demselben Engel.
Zum Schluss noch einmal die Zeitlinie im Überblick: