Die Gabe der Zungenrede scheint die christliche Welt in zwei Lager zu spalten. Die einen scheinen diese Gabe zu haben und die anderen nicht. Wir wollen nun anhand der Bibel untersuchen, was es mit dieser Zungenrede auf sich hat.

Markus 16,15-17
Und er sprach zu ihnen: Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur. Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden. Die Zeichen aber, die folgen werden denen, die da glauben, sind diese: in meinem Namen werden sie böse Geister austreiben, in neuen Zungen reden ...


Jesus Christus erteilte seinen Jüngern den Auftrag, das Evangelium, d. h. die frohe Botschaft von der Erlösung durch Jesus Christus, der ganzen Welt zu verkünden. Diese Verkündigung sollte von verschiedenen Zeichen begleitet sein. Auch die Zungenrede sollte ein Zeichen davon sein. Jesus machte damit deutlich, dass wir die Gabe der Zungenrede unbedingt benötigen, um das Evangelium aller Welt zu verkündigen:

Apostelgeschichte 1,7.8 Er sprach aber zu ihnen: Es gebührt euch nicht, Zeit oder Stunde zu wissen, die der Vater in seiner Macht bestimmt hat; aber ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde.

Jesus versprach seinen Jüngern, dass sie die Kraft des heiligen Geistes empfangen würden, um die frohe Botschaft in die Welt hinaus zu tragen. Auch der letzte Aufruf an die Menschheit beinhaltet diese Botschaft in der sogn. Drei-Engelsbotschaft:


Offenbarung 14,6
Und ich sah einen anderen Engel fliegen mitten durch den Himmel, der hatte ein ewiges Evangelium zu verkündigen denen, die auf Erden wohnen, allen Nationen und Stämmen und Sprachen und Völkern.


Die Drei-Engelsbotschaft aus Offenbarung 14 richtet sich an alle Völker, Sprachen und Nationen. Das griechische Wort, das an dieser Stelle für "Sprache" verwendet wird, ist dasselbe Wort, das sonst für "Zungenrede" verwendet wird. Hier nun eine kurze Auflistung von Bibelstellen, bei denen im Grundtext für das fett dargestellte Wort immer das griechische Wort "glossa" verwendet wird:

1. Korinther 14,2 Denn wer in Zungen redet ...

Offenbarung 14,6 Und ich sah einen andern Engel fliegen mitten durch den Himmel, der hatte ein ewiges Evangelium zu verkündigen denen, die auf Erden wohnen, allen Nationen und Stämmen und Sprachen und Völkern.

Apostelgeschichte 2,3 Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt, wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen ...

Apostelgeschichte 2,11 Juden und Judengenossen, Kreter und Araber: wir hören sie in unsern Sprachen von den großen Taten Gottes reden.


Wir können daraus ableiten, dass für die Verkündigung des Evangeliums die Gabe des Zungenredens benötigt wird und dass sie deshalb auch vorhanden sein wird. Betrachten wir nun die Zungenrede etwas genauer.


1. Korinther 12,4.8.10
Es sind verschiedene Gaben; aber es ist ein Geist. ... dem einen wird durch den Geist gegeben, von der Weisheit zu reden ... einem andern die Kraft, Wunder zu tun; einem andern prophetische Rede; einem andern die Gabe, die Geister zu unterscheiden; einem andern mancherlei Zungenrede; einem andern die Gabe, sie auszulegen.


In diesem Kapitel werden uns die verschiedenen geistlichen Gaben genannt, die auch zur Verkündigung des Evangeliums benötigt werden. Es fällt auf, dass nur manche die Gabe der Zungenrede bekommen, aber niemals alle. Der heilige Geist verteilt die Gaben so, dass die Gemeinde Gottes dadurch erbaut und neue Menschen zu Jesus geführt werden. Dazu bekommt der eine eben jene Gaben und nur manche bekommen die Gabe der Zungenrede.

Jetzt stellt sich natürlich zwangsläufig die Frage, was denn die Zungenrede überhaupt ist. Ist sie ein Reden in einer völlig unverständlichen Sprache oder was ist darunter zu verstehen?

Auch an dieser Stelle gilt, dass uns die Bibel selbst darauf die Antwort geben muss.

Empfehlung


1. Korinther 14,2.13.14
Denn wer in Zungen redet, der redet nicht für Menschen, sondern für Gott; denn niemand versteht ihn, vielmehr redet er im Geist von Geheimnissen. ... Wer also in Zungen redet, der bete, daß er's auch auslegen könne. Denn wenn ich in Zungen bete, so betet mein Geist; aber was ich im Sinn habe, bleibt ohne Frucht.


1. Korinther 14 ziehen die meisten Christen als Begründung heran, um zu belegen, dass die Zungenrede ein Reden in unverständlichen Worten ist. Gerade Vers 2 und Vers 14 scheinen diese Behauptung eindeutig zu belegen. Vers 13 hingegen sagt aber, dass man die Zungenrede auch auslegen kann. Wenn aber nur speziell Begabte sie verstehen, dann können nur sie die Zungenrede auslegen.

Wir werden nun versuchen, das Problem anhand der Bibel zu lösen, denn die Bibel ist immer ihr eigener Schlüssel. Beim Thema "Zungenrede" ist dies relativ einfach, da sie nur vier Mal in der Bibel vorkommt.


Apostelgeschichte 2,1-4.6-8
Und als der Pfingsttag gekommen war, ... geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel ... Und es erschienen ihnen Zungen ... und sie wurden alle erfüllt von dem heiligen Geist und fingen an, zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen. ... Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und wurde bestürzt; denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. Sie entsetzten sich aber, verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, aus Galiläa? Wie hören wir denn jeder seine eigene Muttersprache?


Die erste Bibelstelle, die wir betrachten wollen, handelt vom Pfingstereignis. Die Jünger wurden damals vom heiligen Geist erfüllt und es erschienen ihnen Zungen und sie alle redeten in anderen Fremdsprachen. Auch hier ist das griechische Wort für "Zungen" dasselbe Wort, das an anderer Stelle mit "Zungenrede" übersetzt wird.

Aus diesem Text geht ganz klar hervor, dass es sich an dieser Stelle bei der Zungenrede um die Gabe des Geistes handelt, in anderen Fremdsprachen sprechen zu können, ohne diese Sprachen jemals erlernt zu haben. Es handelt sich also dabei um eine reale und verständliche Sprache.

Betrachten wir nun das zweite Ereignis, das in Cäsarea stattfand.


Apostelgeschichte 10,44-48
Und die gläubig gewordenen Juden, die mit Petrus gekommen waren, entsetzten sich, weil auch auf die Heiden die Gabe des heiligen Geistes ausgegossen wurde; denn sie hörten, daß sie in Zungen redeten und Gott hoch priesen. Da antwortete Petrus: Kann auch jemand denen das Wasser zur Taufe verwehren, die den heiligen Geist empfangen haben ebenso wie wir? Und er befahl, sie zu taufen in dem Namen Jesu Christi. Da baten sie ihn, noch einige Tage dazubleiben.


Apostelgeschichte 10 handelt davon, dass Petrus, von Gott beauftragt, zusammen mit anderen gläubigen Juden nach Cäsarea ging, um einem Heiden namens Kornelius das Evangelium zu verkündigen. Als Petrus gerade dabei war, das Evangelium zu predigen, fiel der heilige Geist auf die anwesenden Personen und die Heiden fingen an, in Zungen zu sprechen.

War diese Zungenrede eine verständliche oder eine unverständliche Sprache?

Vers 46 gibt uns die Antwort:

... denn sie hörten, daß sie in Zungen redeten und Gott hoch priesen.

Die gläubigen Juden erkannten, dass die Heiden Gott priesen, als sie in Zungen redeten. Sie haben es also verstanden, woraus wir schließen können, dass es eine reale, verständliche Sprache gewesen sein muss.

Auch Vers 45 unterstützt diese Annahme, da die Juden erkannten, dass auch die Heiden die Gabe der Zungenrede bekamen. Entscheidend hier ist das Wörtchen "und", da es sich auf das Pfingstereignis bezieht. Die gläubigen Juden hatten die Gabe der Zungenrede am Pfingsttag in Jerusalem erhalten und wie wir bereits gesehen haben, handelte es sich um die Fähigkeit, in Fremdsprachen sprechen zu können. Nun hatten die Heiden auch diese Gabe erhalten.

Vers 47 drückt ebenfalls denselben Gedanken aus, indem Petrus bekundet, dass die Heiden die gleiche Gabe erhalten haben, wie die Juden in Jerusalem. Petrus war anwesend an Pfingsten und bei Kornelius. Er geht dabei von derselben geistlichen Erfahrung aus. Also handelt es sich auch an dieser Stelle bei der Zungenrede um das Sprechen in Fremdsprachen.


Apostelgeschichte 11,15-17
Als ich aber anfing zu reden, fiel der heilige Geist auf sie ebenso wie am Anfang auf uns. Da dachte ich an das Wort des Herrn, als er sagte: Johannes hat mit Wasser getauft; ihr aber sollt mit dem heiligen Geist getauft werden. Wenn nun Gott ihnen die gleiche Gabe gegeben hat wie auch uns, die wir zum Glauben gekommen sind an den Herrn Jesus Christus: wer war ich, daß ich Gott wehren konnte?


Zurück in Jerusalem, berichtet Petrus den gläubigen Juden von seinen Erfahrungen bei Kornelius. Er bringt dabei bei seinen Erzählungen zum Ausdruck, dass die Heiden die gleiche Gabe wie sie erhalten hatten.

Auch dieser Text ist ein deutlicher Beleg dafür, dass es sich bei der Zungenrede um die Gabe handelt, in anderen Sprachen sprechen zu können. Die Juden in Jerusalem erhielten diese Gabe an Pfingsten und Petrus verwies darauf, um den Juden zu erklären, welche Gabe die Heiden erhalten hatten.


Apostelgeschichte 19,1.6
Es geschah aber, als Apollos in Korinth war, daß Paulus durch das Hochland zog und nach Ephesus kam und einige Jünger fand. ... Und als Paulus die Hände auf sie legte, kam der heilige Geist auf sie, und sie redeten in Zungen und weissagten.


Als Paulus seine Missionsreisen unternahm, reiste er u. a. nach Korinth und anschließend nach Ephesus. In Ephesus angekommen, taufte er einige Jünger, die bisher nichts vom heiligen Geist gehört hatten. Als Paulus seine Hände auflegte, fingen die Jünger an, in Zungen zu reden und zu weissagen.

Ist mit der Zungenrede das Reden in verständlicher oder unverständlicher Sprache gemeint?

Weissagen ist das Verkünden des Wortes Gottes. Paulus muss diese Weissagungen verstanden haben, denn sonst hätte er nicht erkannt, dass sie weissagten. Da Paulus die Weissagungen verstand, als sie in Zungen redeten, ist auch hier von einer realen, verständlichen Sprache auszugehen.

Außer Paulus waren in Ephesus sonst keine Apostel anwesend. Da Paulus Briefe an die zuvor bereiste Gemeinde in Korinth schrieb, müssen wir davon ausgehen, dass sich Paulus beim Erwähnen der Zungenrede auf die Gabe des heiligen Geistes bezieht, in fremden Sprachen sprechen zu können.

Mit diesem Hintergrund betrachten wir noch einmal 1.Korinther 14.


1. Korinther 14,1
Strebt nach der Liebe! Bemüht euch um die Gaben des Geistes, am meisten aber um die Gabe der prophetischen Rede!


In der Gemeinde zu Korinth waren geistliche Gaben vorhanden. Da nach 1. Korinther 12 der Geist Gottes auch manchem die Gabe der Zungenrede zuteilt, muss diese Gabe bei etlichen Korinthern vorhanden gewesen sein. Nicht bei allen. Somit hatten manche die Fähigkeit, in Fremdsprachen sprechen zu können, die sonst keiner in der Gemeinde verstehen konnte. Mit diesem Wissen sind nun auch die unverständlichen Verse 2 und 14 leicht zu deuten:


1. Korinther 14,2.14
Denn wer in Zungen redet, der redet nicht für Menschen, sondern für Gott; denn niemand versteht ihn, vielmehr redet er im Geist von Geheimnissen. ... Denn wenn ich in Zungen bete, so betet mein Geist; aber was ich im Sinn habe, bleibt ohne Frucht.


Vers 2 bedeutet also, dass wer in Zungen redet, also in einer Fremdsprache, der redet nicht für Menschen, sondern für Gott. Er redet nur dann für Menschen, wenn es ihre Muttersprache ist (vgl. Apostelgeschichte 2,11). Er redet im Geist und damit durch die Gabe des heiligen Geistes von Geheimnissen, weil ihn ja niemand verstehen kann.

Vers 14 geht in dieselbe Richtung, aber mit dem Hinweis, dass das Gebet ohne Frucht bleibt, weil die am Gebet Beteiligten, wenn sie nicht ebenfalls über diese Gabe verfügen oder es ihre Muttersprache ist, nichts verstehen können.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Gemeinde Gottes die Gabe der Zungenrede benötigt, um das Evangelium in alle Welt zu tragen. Dabei wird der Geist Gottes einigen Menschen diese Gabe geben. Bei der biblischen Zungenrede handelt es sich also um die von Gott gegebene Fähigkeit, in Fremdsprachen sprechen zu können, ohne diese jemals erlernt zu haben.
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