20.12.2002 Warten auf den Endknall?

Die Jahrhundertflut hat nicht nur eine Spur riesiger Zerstörung hinterlassen, sie hat auch Menschen in ganz Europa betroffen und nachdenklich gemacht. Wie soll es weitergehen? Klimaforscher sagen voraus, dass in Teilen Mitteleuropas starke Unwetter ebenso zunehmen werden wie Trockenzeiten in Südeuropa. Wir können also neue Katastrophen erwarten, lediglich die Zeitabstände sind ungewiss. Worauf läuft das alles hinaus?

Vom Urknall zum Endknall?

Die meisten Menschen folgen heute der Theorie, dass unser Kosmos vor langer Zeit durch einen riesigen Urknall entstanden ist. War das Leben im Prozess der Evolution bisher auf dem Weg einer Höherentwicklung, so wird diese Vorstellung inzwischen von einigen durch die Idee eines Endknalls ergänzt. Es ist denkbar geworden, dass die Zerstörung immer größere Ausmaße annimmt und am Ende die Selbstvernichtung steht.

Es gibt allerdings auch Stimmen, die dieser Vorstellung widersprechen, die kein "Finale der Zeit", sondern eine ständige Erneuerung und Wiederkehr der Dinge erwarten. Diese Vision endloser Katastrophenfolgen führt nach der Beobachtung des Theologen Johann Baptist Metz zu einem neuen "Schicksalskult, der unterströmt wird von uneingestandener Resignation oder tiefer Melancholie."

Angesichts dieser Sichtweisen können wir nur für eine Wiederentdeckung der biblischen Aussagen plädieren. Auch die Bibel spricht von einer befristeten Weltzeit, lässt aber an keiner Stelle den Leser in Hoffnungslosigkeit zurück. Gott kündigt nicht einfach einen "Endknall ohne Fortsetzung" an. Er lässt uns vielmehr durch Jesus Christus wissen, dass am Ende mit der Wiederkunft Jesu ein neuer Lebensraum mit unendlichen Lebensmöglichkeiten beginnt. Die Adventsonntage im Dezember und auch das Weihnachtsfest können für uns aus dieser Sicht Zeichen der Hoffnung sein. Gott ist in Jesus Christus Mensch geworden und hat uns die Botschaft einer neuen Zukunft gebracht.


Gott ist kein Weihnachtsmann

Der christliche Glaube hat zu allen Zeiten seine Kraft aus der lebendigen Erwartung des wiederkommenden Herrn geschöpft. Viele waren bereit, ihr Leben für andere Menschen einzusetzen oder gar zu verlieren, weil sie wussten, dass mehr zu erwarten ist. Fällt diese Dimension weg, so reduziert sich der Glaube auf das Diesseits, auf Erlebnisse im Hier und Jetzt. Dann wird christlicher Glaube sehr leicht zu einer bloßen Wohlfühlreligion und Gott zum großen Wunsch-Erfüller, ähnlich einem Weihnachtsmann, der seine Geschenke verteilt.

Aber Gott ist kein Weihnachtsmann. Er will mit seinen Geschöpfen wieder zusammen leben. Diese Ankündigung der neuen Welt Gottes gehört eigentlich zu den Glaubensgrundlagen aller christlichen Gemeinden und Kirchen. Leider ist es eine Tatsache, dass die Erwartung der Wiederkunft Jesu nicht mehr in allen christlichen Kreisen eine bedeutsame Rolle spielt.


Geduld - ein Merkmal wartender Christen

Gott ist souverän und kann entscheiden, wann der beste Zeitpunkt für die Wiederkunft Jesu ist. Er ist nicht verpflichtet, unsere Erwartungen zu erfüllen. "Von dem Tag aber und von der Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater." (Mt 24,36) Petrus sagte schon im ersten Jahrhundert n. Chr. voraus, dass gegen Ende der Zeit Männer und Frauen fragen werden: "Wo bleibt die Verheißung seines Kommens? Denn nachdem die Väter entschlafen sind, bleibt es alles, wie es von Anfang der Schöpfung gewesen ist." (2 Ptr 3,4)

Dieser Bibelvers wird in der Regel auf nichtchristliche Spötter bezogen. Heutzutage kann man allerdings auch erleben, dass selbst Christen so fragen, weil viele Jahrhunderte vergangen sind. Dabei übersehen sie wohl die andere Aussage der Bibel, dass ein geduldiges Warten geradezu zum Merkmal echter Christusnachfolger gehört (siehe Offb 14,12).


Achten wir auf die Signale?

Als sich die Wassermassen über Dresden ergossen und deutlich wurde, welche Katastrophe sich elbabwärts anbahnte, haben viele nicht geglaubt, dass es auch sie erreichen könnte und mit Vorsichtsmaßnahmen gezögert. Als es dann doch passierte, wurde ihnen bewusst, wie folgenschwer ein Übersehen der Signale sein kann.

Das erinnerte mich sehr an Jesu Worte: "Wenn der Menschensohn kommt, wird es auf der Erde zugehen wie zur Zeit Noahs, als die große Flut hereinbrach. Auch damals lebten die Menschen so weiter, wie sie immer gelebt hatten: Essen, Trinken und Frauen waren ihr einziger Lebensinhalt. Selbst als Noah in die Arche stieg, glaubten die Leute nicht an das Unheil, bis die Flut sie alle mit sich riss. So wird es auch beim Kommen des Menschensohnes sein ... Deshalb seid jederzeit bereit!" (Mt 24,37 ff. Hfa).

 

"Es werden Zeichen an Sonne, Mond und Sternen Unheil verkünden. Angst und schreckliche Ratlosigkeit beherrschen die Menschen, weil Sturmfluten und Katastrophen über sie hereinbrechen. Ungewissheit und Furcht treiben sie zur Verzweiflung. Sogar der Lauf der Gestirne wird in Unordnung geraten.

Doch dann werden alle Völker Christus in den Wolken des Himmels mit göttlicher Macht und Herrlichkeit wiederkommen sehen. Deshalb: Wenn sich diese Dinge ereignen, dann dürft ihr hoffen. Eure Befreiung steht vor der Tür."

Lukas 21,25-28; Hoffnung für alle

 


Quelle: Monatliches Informationsblatt 12/2002 - Stimme der Hoffnung

Up