06.01.2017 Jubiläum: 500 Jahre Reformation - Aber was wird gefeiert?

Am 31. Oktober 1517 schlug Martin Luther seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg. Bei den Thesen ging es gegen den Missbrauch des kirchlichen Ablasses, zu dem auch das Thema "Fegefeuer" gehörte. Es war der Beginn der reformatorischen Bewegung in Deutschland. Aus dieser Bewegung gingen die verschiedenen protestantischen Kirchen hervor (siehe Warum so viele Religionen?). Und 2017 feiern wir 500 Jahre Reformation. Sogar einen bundesweiten Feiertag wird es dieses Jahr am Reformationstag geben. Und deshalb muss die Frage erlaubt sein: Was wird eigentlich gefeiert?

Vor 18 Jahren, am 31. Oktober 1999, also auch am Reformationstag (!), wurde eine gemeinsame Rechtfertigungserklärung zwischen der päpstlichen Kirche und dem Lutherischen Weltbund unterzeichnet. Deshalb wird von manchen Protestanten behauptet, die Reformation sei zu Ende. Und nicht wenige protestantische Kirchen rennen zurück nach Rom. Dabei gibt es doch nichts mehr zu fürchten als zu vergessen, wie der Herr in der Vergangenheit geführt hat. Und wieder dieselbe Frage: Was wird eigentlich gefeiert? Das Ende der Reformation?

Mit seinen 95 Thesen wollte Martin Luther den Blick der Menschen hin zur Bibel lenken. Denn nur in der Bibel wird beschrieben, was Gott tat und auch heute noch tut, um Menschen das ewige Leben zu ermöglichen (siehe Wie erhalte ich ewiges Leben). Und Luther erkannte, dass wir uns nicht durch eigene Werke den Himmel verdienen können, sondern dass wir darauf vertrauen müssen, dass Jesus Christus am Kreuz sein Leben für die Schuld unserer Sünden gegeben hat.

Damit wir Menschen das aber besser verstehen können, gab Gott uns im Alten Testament das Heiligtum mit seinem Dienst.

Heiligtum

Dieses Heiligtum sollte den Weg zum ewigen Leben, also zu Gott, verständlich machen:

Der Vorhof
1. Opferaltar Sinnbild für das Opfer Jesu am Kreuz
2. Waschbecken Sinnbild für die Glaubens-Taufe

Im Heiligen
3. Schaubrote Sinnbild für Gottes Wort (geistliche Nahrung)
4. Räucheropferaltar Sinnbild für die Gebete der Gläubigen
5. Leuchter Sinnbild für die Gemeinde Gottes, die das Licht des Evangeliums verbreitet

Im Allerheiligsten
6. Die Bundeslade Die biblischen 10 Gebote als Ausdruck des Charakter Gottes
7. Der Gnadenthron Sinnbild für die Erlösung aus Gnade
8. Die Schechina Sinnbild für die Gegenwart Gottes

Am Anfang lebten die Menschen in Harmonie mit Gott und seinem Universum. Durch die Sünde, d. h durch den Vertrauensbruch, verloren wir Menschen das ewige Leben. Um die Menschen wieder in die Gemeinschaft mit Gott zurückzuführen, ersannte sich Gott den Erlösungsplan. Dieser Weg der Erlösung besteht nun darin, dass man an Jesu stellvertretenden Tod glaubt, sich als Folge des Glaubens durch Untertauchen taufen lässt, sich vom Wort Gottes "nährt", also die Bibel studiert, zu Gott betet, seinen Glauben als Licht in der Welt bezeugt, die Gebote Gottes bejaht und sie hält und die Gewissheit hat, dass man durch Gnade errettet wird. Da im alttestamentlichen Heiligtumsdienst immer auch ein Hohepriester nötig war, dieser aber nur ein Sinnbild auf Jesus ist, der unser wahre Hohepriester ist (vgl. Hebräer 4,14), kann Jesus zu recht sagen, dass er der Weg, die Wahrheit und das Leben ist und dass niemand zum Vater kommen kann, außer durch ihn. Jesus Christus, Gott und Schöpfer des Universums, brachte das nötige Opfer um uns zu erlösen. Und er ist es auch, der als Mittler im Himmel für uns dient (vgl. 1. Timotheus 2,5). Welch einen großartigen Gott vermittelt doch die Bibel!

Zur Zeit der ersten Christenheit war dieser Weg der Erlösung genauestens bekannt. Doch Paulus sagte voraus, dass sich dies ändern würde:

2. Thessalonicher 2,3.4 Laßt euch von niemandem verführen, in keinerlei Weise; denn zuvor muß der Abfall kommen und der Mensch der Bosheit offenbart werden, der Sohn des Verderbens. Er ist der Widersacher, der sich erhebt über alles, was Gott oder Gottesdienst heißt, so daß er sich in den Tempel Gottes setzt und vorgibt, er sei Gott.

Auch schon im AT wurde im Propheten Daniel in Kapitel 8 vorhergesagt, dass eine Macht, die aus dem heidnischen Rom entstehen sollte, die biblische Wahrheit verändern würde:

Daniel 8,11.12 Ja, es wuchs bis zum Fürsten des Heeres und nahm ihm das Tägliche weg und verwüstete die Wohnung seines Heiligtums. Und es wurde Frevel an dem Täglichen verübt, und das Horn warf die Wahrheit zu Boden. Und was es tat, gelang ihm.

Auch heute noch, auch nach 500 Jahren Reformation, ist der Abfall von der biblischen Wahrheit überdeutlich:

  • Das Opfer Jesu wurde durch die heilige Messe / Eucharistie ersetzt (Transsubstantiation)
  • Die Glaubenstaufe wurde durch die Säuglingstaufe ersetzt
  • Der Besitz der Bibel, das Wort Gottes, wurde im Mittelalter unter Todesandrohung verboten
  • Die Gebete zu Gott wurden durch Heiligenverehrung und Beichte ersetzt
  • Menschen, die die biblische Wahrheit verkündigten, wurden verfolgt und getötet
  • Die 10 Gebote, die Gott mit eigenem Finger auf Stein geschrieben hatte, wurden verändert (vgl. Malzeichen des Tieres)
  • Die Erlösung durch Gnade wurde durch Erlösung durch Werke ersetzt

Martin Luther hatte durch Bibelstudium das zentrale Element der Erlösung wieder entdeckt: Erlösung durch Gnade. Erlösung durch den Tod Jesu auf Golgatha. Aber was ist nun 500 Jahre später? Ist die Reformation zu Ende? Gibt es in Anbetracht einer gemeinsamen Rechtfertigungserklärung überhaupt einen Anlass zum Feiern?

Statt feiern sollten wir uns lieber bewusst machen, dass die Reformation weitergehen muss. Protest ist angebracht, wo immer etwas anderes als das Wort Gottes gelehrt wird. Denn die meisten Menschen auf dieser Welt kennen den Weg zum ewigen Leben leider überhaupt nicht. Aber das lässt sich zum Glück ändern ...

Matthäus 24,14 Und es wird gepredigt werden dies Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker, und dann wird das Ende kommen.


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