Daniel 9 ist eine Ergänzung zu Kapitel 8. In diesem Kapitel erfahren wir den Beginn und viele Einzelheiten der 2300 Jahre-Prophezeiung aus Daniel 8.

Daniel 9,21.22
... eben als ich noch so redete in meinem Gebet, da flog der Mann Gabriel, den ich zuvor im Gesicht [hebr. = cha'zon] gesehen hatte, um die Zeit des Abendopfers dicht an mich heran. Und er unterwies mich und redete mit mir und sprach: Daniel, jetzt bin ich ausgegangen, um dir zum rechten Verständnis zu verhelfen.


Im 9. Kapitel erkennt Daniel durch eine Prophezeiung des Propheten Jeremia, dass die Zeit der Gefangenschaft des Volkes Israel bald vorbei sein müsste (Vers 1-22). Daniel betete dann zu Gott, weil er wissen wollte, wie es seinem Volk ergehen würde.

Als Daniel betete, erschien ihm derselbe Engel Gabriel, den Daniel schon zuvor im Gesicht über die 2300 Abende und Morgen gesehen hatte (vgl. Daniel 8,15-17). Aber damals verstand Daniel dieses Gesicht von den 2300 Tagen nicht. Jetzt aber kommt der Engel Gabriel, um ihm zum richtigen Verständnis der Prophezeiung aus Daniel 8 zu verhelfen.

Hinweis: Da in Daniel 9 von keinem weiteren Gesicht die Rede ist und wir im nächsten Vers erfahren, dass Gabriel ihm ein Gesicht erklärt, müssen wir davon ausgehen, dass sich Gabriel auf das Gesicht von den 2300 Abenden und Morgen bezieht.


Daniel 9,23.24
Denn als du anfingst zu beten, erging ein Wort, und ich komme, um dir's kundzutun ... So merke nun auf das Wort, damit du das Gesicht [hebr. = mar'eh] verstehst. Siebzig Wochen sind verhängt über dein Volk und über deine heilige Stadt; dann wird dem Frevel ein Ende gemacht und die Sünde abgetan und die Schuld gesühnt, und es wird ewige Gerechtigkeit gebracht und Gesicht und Weissagung erfüllt und das Allerheiligste gesalbt werden.


Da Gabriel sich nun auf das Gesicht aus Daniel 8,13.14 bezieht, denn an beiden Stellen steht im Grundtext für das Wort 'Gesicht' das hebräische Wort 'mar'eh', sind die 70 Wochen von den 2300 Abenden und Morgen abgeschnitten (verhängt). Diese 70 Wochen sollten folglich nur für das Volk Israel gelten.

1 Woche enthält 7 Tage. Daraus folgt: 70 * 7 Tage = 490 Tage. Nach dem Jahr-Tag-Prinzip steht ein Tag für ein Jahr. Mit dieser Regel ergeben sich insgesamt 490 Jahre, die für das Volk Israel von den 2300 Jahren abgeschnitten sein sollten.

Was bedeutet der Rest dieses Verses?

Um dies verstehen zu können, müssen wir einen kleinen Ausflug in den alttestamentlichen Opferdienst machen. Wenn ein Mensch sündigte, so musste er ein fehlerloses Tier opfern. Dieses Opfer war die Sühne für seine Sünde. Wenn er nun wieder einmal sündigte, so musste er wieder ein Tier opfern. Dies war ein ewiger Kreislauf.

Diese Bibelstelle berichtet nun von einem Ereignis, bei dem die Schuld gesühnt und ewige Gerechtigkeit gebracht wird. Dies fand seine Erfüllung im Tod Jesu am Kreuz. Er, der fehlerlos und ohne Sünde war, wurde um unserer Sünden willen geopfert und sühnte so unsere Schuld:

Hebräer 7,27 Er hat es nicht nötig, wie jene Hohenpriester, täglich zuerst für die eigenen Sünden Opfer darzubringen und dann für die des Volkes; denn das hat er ein für allemal getan, als er sich selbst opferte.

Die Opferungen im Alten Testament waren also symbolische Handlungen, die auf das Opfer Jesu am Kreuz verweisen sollten. Dieses Opfer ist für alle Zeit gültig (vgl. Hebräer 9,28) und wird durch die ewige Gerechtigkeit dargestellt.

Die Gesichte und Weissagungen erfüllten sich ebenfalls mit Jesus. Viele prophetischen Worte (z. B. Jesaja 7,14) kündigten die Ankunft des Messias an. Das genaue Eintreffen aller Weissagungen bzgl. der Menschwerdung Jesu, seines Todes und seiner Auferstehung sollten dieses Gesicht als göttlich besiegeln und sicheren Grund dafür geben, dass auch der restliche Teil der Prophezeiung aus Daniel 8 sicher eintreten wird.

Als Jesus sich im Jordan taufen ließ, wurde er mit dem Heiligen Geist gesalbt (Lukas 4,18). Nach seiner Auferstehung ging Jesus in das himmlische Heiligtum ein:

Hebräer 8,2 Das ist nun die Hauptsache bei dem, wovon wir reden: Wir haben einen solchen Hohenpriester, der da sitzt zur Rechten des Thrones der Majestät im Himmel und ist ein Diener am Heiligtum und an der wahren Stiftshütte, die Gott aufgerichtet hat und nicht ein Mensch.

Das irdische Heiligtum (Tempel in Jerusalem) war nach Hebräer 8,5 nur ein Abbild des himmlischen Heiligtums, in das Jesus nach seiner Auferstehung ging. Wenn nun hier davon die Rede ist, dass das Allerheiligste gesalbt wird, dann erfüllte sich diese Prophezeiung mit der Auferstehung Jesu, des Gesalbten, als er seinen Dienst im himmlischen Heiligtum als unser Hohenpriester begann. Zwar diente Jesus zu Beginn seines priesterlichen Dienstes nur in der symbolisch ersten Abteilung des Heiligtums, dem sogn. Heiligen, dennoch sagt die Bibel, dass Jesus sich zur Rechten Gottes setzte. Die Gegenwart Gottes, die Schechina, erschien aber im Allerheiligsten. Deshalb wurde mit der Anhahme des Opfers Jesu im Himmel das Allerheiligste durch die Gegenwart Jesu gesalbt.

Hinweis: Das Ende der 490 Jahre muss also um den Zeitpunkt der Kreuzigung und Auferstehung Jesu liegen.

In den folgenden Versen werden alle Dinge genau beschrieben.

Empfehlung
Der Sieg der Liebe



Daniel 9,25.26a
So wisse nun und gib acht: Von der Zeit an, als das Wort erging, Jerusalem werde wiederaufgebaut werden, bis ein Gesalbter, ein Fürst kommt, sind es sieben Wochen; und 62 Wochen lang wird es wieder aufgebaut sein mit Plätzen und Gräben, wiewohl in kummervoller Zeit. Und nach 62 Wochen wird ein Gesalbter ausgerottet werden und wird nicht mehr sein


An dieser Stelle erfahren wir nun den Zeitpunkt des Beginns dieser langen Prophezeiung. Es gibt mehrere Dekrete, die mit der Rückkehr der Israeliten und dem Wiederaufbau des Tempels zu tun haben. Entscheidend ist jedoch einzig und allein der Erlass von Artahsasta (Artaxerxes I.) 457 v. Chr., da er als einziger den Wiederaufbau der ganzen Stadt Jerusalem zum Inhalt hatte und diese nach Vers 24 mit zur Prophezeiung gehört.

Plus Exkurs zum Erlass:

Die anderen Teile dieses Verses sind etwas komplizierter. Man muss sie sehr genau lesen! Da es im Grundtext keine Kommas und Strichpunkte gab und diese später hinzugefügt wurden, bedeutet diese Stelle also nicht, dass ein Gesalbter genau nach sieben Wochen kommen würde. Die unrevidierte Elberfelder Übersetzung gibt dies sehr gut wieder:

So wisse denn und verstehe: Vom Ausgehen des Wortes, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis auf den Messias, den Fürsten, sind sieben Wochen und zweiundsechzig Wochen.

Die erste Zeitangabe besagt, dass die Stadt in 7 Wochen aufgebaut werden sollte. Nach dem Jahr-Tag-Prinzip entsprechen die 7 Wochen genau 49 Jahren.

Hinweis: Dieses Beispiel bestätigt sehr genau, dass in der biblischen Prophetie das Jahr-Tag-Prinzip angewendet werden muss, da eine Stadt niemals in 7 Wochen aufgebaut werden kann.

Aus geschichtlicher Sicht lässt sich über das Ende des Wiederaufbaus Jerusalems nichts Genaueres sagen. Aus den Büchern Esra und Nehemia wird deutlich, dass der Wiederaufbau in einer sehr schwierigen Zeit stattfand, was die Bibel mit "kummervoller Zeit" zum Ausdruck bringt.

Die 62 Wochen entsprechen einem Zeitraum von 434 Jahren. Dies ergibt sich aus folgender Rechnung: 62 Wochen = 62 * 7 Tage = 434 Tage. Ebenfalls nach dem Jahr-Tag-Prinzip ergeben sich daraus 434 Jahre. Die Prophezeiung führt uns also direkt in das Jahr 27 n. Chr. (457 v. Chr. + 49 Jahre + 434 Jahre).

Hinweis: Das Jahr 0 wurde in der Zeitrechung nicht berücksichtigt!

In diesem Jahr sollte ein Fürst, ein Gesalbter kommen. Was hat das zu bedeuten, nachdem wir wissen, dass Jesu Geburt eindeutig früher war?

Die Frage lässt sich dadurch beantworten, indem wir uns überlegen, wann denn Jesus aus Nazareth zum Messias (Gesalbten) wurde? Dies geschah, als Johannes der Täufer Jesus im Jordan taufte. Damals wurde Jesus mit dem Heiligen Geist gesalbt (vgl. Matthäus 3). Die Taufe kann als Amtseinführung verstanden werden, da Jesus von nun an seine Wunder wirkte. Jesus selbst bestätigt diesen prophetischen Zeitpunkt, indem er erwähnt, dass die Zeit erfüllt ist:

Markus 1,15 Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium!

Nach dieser Zeit sollte ein Gesalbter ausgerottet werden. Dies war ein Hinweis darauf, dass Jesus sterben würde. Nicht genau am Ende dieser 62 Wochen, sondern einfach anschließend an diese Zeit. Näheres über dieses Ereignis erfahren wir in Vers 27.

Hinweis: Vers 26 übersetzt die Lutherbibel mit "... und wird nicht mehr sein". In der Elberfelder Bibel wurde diese Stelle mit "... und wird keine Hilfe finden" übersetzt. Hilfe im Kontext der Bibel findet man bei Gott (z. B. Psalm 3,9). Ein Hinweis also darauf, dass der Messias sterben würde ohne Gottes Hilfe oder Eingreifen. Von seinem Vater getrennt rief Jesus am Kreuz aus:

Matthäus 27,46 Und um die neunte Stunde schrie Jesus laut: Eli, Eli, lama asabtani? Das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?


Daniel 9,26b
Und das Volk eines Fürsten wird kommen und die Stadt und das Heiligtum zerstören, aber dann kommt das Ende durch eine Flut, und bis zum Ende wird es Krieg geben und Verwüstung, die längst beschlossen ist.


Die Geschichte belegt eindeutig diesen Vers. Zur Zeit Jesu war Jerusalem in den Händen Roms. Genau diese Römer zerstörten den Tempel Israels (irdisches Heiligtum) 70 n. Chr. Auch wird an dieser Stelle angedeutet, dass es bis zum Ende, bis zur Wiederkunft Christi, Krieg auf Erden geben wird. Kein Mensch wird an der Richtigkeit dieser Prophezeiung zweifeln.


Daniel 9,27a
Er wird aber vielen den Bund schwer machen eine Woche lang. Und in der Mitte der Woche wird er Schlachtopfer und Speiseopfer abschaffen.


Wenn wir Daniel 9,24 lesen, so ist da von 70 Wochen die Rede. Im Vers 25 werden 69 Wochen erwähnt (7 + 62 Wochen), d. h. eine Woche fehlt noch. Von dieser Woche handelt dieser Vers.

Wenn wir das Jahr-Tag-Prinzip wieder anwenden, so ergeben sich aus einer Woche (= sieben Tage) sieben Jahre. In der Mitte dieser Woche, also nach dreieinhalb Jahren, wird das Schlachtopfer und Speiseopfer abgeschafft. Wie wir schon weiter oben gesehen haben, diente der alttestamentliche Opferdienst als Sinnbild für den Tod Jesu am Kreuz. Dieses Opfer am Kreuz ist für alle Zeiten gültig. Dadurch haben die Opferungen, die ja nur ein Symbol waren, ihre Bedeutung verloren und wurden deshalb durch Jesus selbst, durch seinen Tod am Kreuz, abgeschafft. Jesus starb im Jahre 31 n. Chr. Auch dieser prophetische Zeitpunkt wird durch die Bibel bestätigt:

Lukas 9,51 Es begab sich aber, als die Zeit erfüllt war, daß er hinweggenommen werden sollte, da wandte er sein Angesicht, stracks nach Jerusalem zu wandern.

Wie kann man nun einen Bund sieben Jahre lang schwer machen?

Der erwähnte Bund wurde zwischen Gott und Abraham geschlossen (vgl. 1. Mose 17,9). Dieser Bund hatte auch die Nachfahren Abrahams mit eingeschlossen - also auch das Volk Israel und die Juden. Jesus sollte nun diesem Bund sieben Jahre lang Gewicht geben (schwer machen).

Wir wissen, dass Jesus 27 n. Chr. getauft wurde. Dreieinhalb Jahre (eine halbe Woche) später starb er am Kreuz. Was geschah nun im Jahre 34 n. Chr., also noch einmal eine halbe Woche später?

Nach biblischen und geschichtlichen Nachweisen lässt sich mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass in diesem Jahr Stephanus gesteinigt wurde und Paulus, ein Jude, der die Christen verfolgte, sich zu Jesus bekehrte und fortan den Heiden das Evangelium verkündete (vgl. Apostelgeschichte 7). Gottes Ziel war es immer, das Volk Israel zum Licht der Heiden zu machen. Durch das Gesetz, also die 10 Gebote, durch den auf den Messias verweisenden Opferdienst, und später durch den Messias selbst, wollte Gott den umliegenden Völkern und der ganzen Welt zeigen, wie Erlösung geschehen kann. Doch leider lehnten die Oberen Israels, also die Pharisäer und Schriftgelehrten, Jesus als Messias und Erlöser ab. Als Folge begann am Ende der 490 Jahre die Heidenmission. Nicht, um Israel als Volk Gottes zu ersetzen oder abzulösen, sondern um die Botschaft vom Gesetz und der Erlösung durch Jesus in alle Welt zu tragen.

Und was ist nun mit den 2300 Jahren aus Daniel 8?

Mit den obigen Ausführungen können wir nun das Ende der 2300 Jahre berechnen. Es ist das Jahr 1844 n. Chr. Dies berechnet sich aus dem Beginn des Aufbaus Jerusalems und der Zeitspanne von 2300 Jahren (457 v. Chr. + 2300 Jahre = 1844 n. Chr. - Das Jahr "0" wird nicht gezählt).

Aus Daniel 8,13 wissen wir, dass die Reinigung des himmlischen Heiligtums, die 1844 n. Chr. beginnen sollte, das Vorwiederkunftsgerichts darstellt. Näheres zu diesem Thema unter "Das Gericht".


Daniel 9,27b
Und im Heiligtum wird stehen ein Greuelbild der Verwüstung, das Verwüstung anrichtet, bis das Verderben, das beschlossen ist, sich über die Verwüstung ergießen wird.


Zunächst muss gesagt werden, dass es im Grundtext nicht Greuelbild, sondern nur Greuel heißt. Es geht also um ein Greuel der Verwüstung. Im Buch Daniel kommt dieser Ausdruck an drei Stellen vor:

Daniel 9,27 Und im Heiligtum wird stehen ein Greuelbild, das Verwüstung anrichtet ...

Daniel 11,31 Und seine Heere werden kommen und Heiligtum und Burg entweihen und das tägliche Opfer abschaffen und das Greuelbild der Verwüstung aufstellen.

Daniel 12,11 Und von der Zeit an, da das tägliche Opfer abgeschafft und das Greuelbild der Verwüstung aufgestellt wird, sind tausendzweihundertneunzig Tage.


Bei den letzten beiden Versen wird immer zuerst das Tägliche (hebr. = ha tamid) abgeschafft und dann das Greuel das Verwüstung aufgerichtet. Was das Tägliche genau ist, ist in Daniel 8,11 genau beschrieben. Dort ist anhand der Bibel gezeigt, dass es sich beim Täglichen um den Versöhnungsdienst Jesu zur Errettung von Menschen im himmlischen Heiligtum handelt. Ebenfalls wurde gezeigt, dass das Wegnehmen des Täglichen mit dem Papsttum zu tun hat.

Im ersten Text (Daniel 9,27) wird aber kein Tägliches weggenommen, sondern nur ein Greuel, das Verwüstung anrichtet, aufgestellt. Damit muss es sich um ein anderes Ereignis handeln. Aus diesem Grund betrachten wir noch das einzige Ereignis im Neuen Testament, bei dem ebenfalls das Greuel der Verwüstung erwähnt wird:

Matthäus 24, 15.16
Wenn ihr nun sehen werdet das Greuelbild der Verwüstung stehen an der heiligen Stätte, wovon gesagt ist durch den Propheten Daniel ... - wer das liest, der merke auf! -, alsdann fliehe auf die Berge, wer in Judäa ist ...
Lukas 21,20.21
Wenn ihr aber sehen werdet, daß Jerusalem von einem Heer belagert wird, dann erkennt, daß seine Verwüstung nahe herbeigekommen ist. Alsdann, wer in Judäa ist, der fliehe ins Gebirge ...

Wenn man nun diese zwei Texte vergleicht, so kann man erkennen, dass sich der Ausdruck Greuel der Verwüstung auf die Belagerung Jerusalems durch das heidnische Rom um 70 n. Chr. bezieht. Bei dieser Belagerung wurde der Tempel restlos zerstört. Nicht ein Stein blieb auf dem anderen. Damit passt auch die zeitliche Einordnung, denn das Greuel der Verwüstung in Daniel 9 sollte erst nach dem Tod Jesu aufgestellt werden, also nachdem Schlacht- und Speiseopfer abgeschafft wurden.

Warum ist aber aus der Sicht Gottes die Zerstörung des Tempels 70 n. Chr. durch Rom ein Greuel der Verwüstung?

Nun, in den Tempel durfte niemand gehen, der dazu nicht von Gott ausgesondert war. Ein Heide oder ein heidnisches Heer hätte nie den Tempel betreten dürfen. Gott hatte Mose ein Abbild des himmlischen Heiligtums gezeigt, um den Menschen den Erlösungsplan zu verdeutlichen. Somit ist das Greuel der Verwüstung das Aufrichten einer Ersatzreligion oder eines Ersatzerlösungsplans. Es ist ein direkter Eingriff in den Erlösungsplan Gottes. Dies geschah kurz vor der Zerstörung des Tempels 70 n. Chr. durch das heidnische Rom. Aber vor allem noch einmal ab dem 6. Jhdt durch das päpstliche Rom. Das Papsttum übertrug nämlich den Versöhnungsdienst Jesu auf seine Priester - es nahm Jesus das Tägliche weg - und richtete dann ein Greuel der Verwüstung auf, indem es Jesu Geschenk der Erlösung durch Selbsterlösung ersetzte.

Der Rest des Verses in Daniel 9 besagt nun, dass diese Verwüstung, d. h. das heidnische und später dann das päpstliche Rom, ebenfalls Verderben erfahren sollte. Das Verderben sollte ausgegossen werden. Betrachten wir dazu folgende Bibelstelle:

Jesaja 8,7.8 ... siehe, so wird der Herr über sie kommen lassen die starken und vielen Wasser des Stromes, nämlich den König von Assyrien und alle seine Macht, daß sie über alle ihre Ränder fluten und über alle ihre Ufer gehen. Und sie werden einbrechen in Juda und wegschwemmen und überfluten, bis sie an den Hals reichen.

Dieser Text macht deutlich, dass wenn eine Macht von einer anderen besiegt wird, die Bibel dazu u. a. das Bild einer Überflutung gebraucht. Erfüllt hat sich dies, als das heidnische Rom infolge der Völkerwanderung auseinander fiel. Die Vernichtung des Papsttums steht freilich noch aus. Aber auch das ist z. B. in Daniel 7,25.26 schon vorhergesagt.



Zum Schluss noch einmal die Zeitlinie im Überblick:

Die Zeitlinie aus Daniel 9
Up